Banken

Porr flirtet mit der Börse

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Im Baugeschäft lässt sich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen wieder gutes Geld verdienen. Diese Märkte, so Porr-Chef Karl-Heinz Strauss im Telefonat mit PLATOW, wachsen im Unterschied zu Südeuropa wieder. Durch den Rückzug von Konkurrenten wie Bilfinger, wo Roland Koch in Richtung Servicekonzern steuert, oder die Pleite der österreichischen Alpine Bau, durch die Porr je nach Zählweise neben Strabag zum größten Baukonzern der Alpenrepublik aufgestiegen ist, ergeben sich Chancen. Auch in Deutschland hat sich Porr u.a. mit der Beteiligung an Stuttgart 21 hinter Strabag bzw. Züblin einen Platz in der Spitzengruppe gesichert.

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Wachsen will Strauss, der gemeinsam mit einem Partner 69% am Unternehmen hält, aber nicht um jeden Preis. Allenfalls kleine Übernahmen, die das eigene Know-how in Sachen Infrastruktur oder Hochbau verbessern, stehen auf der Agenda. In den Heimatmärkten Deutschland, Österreich, Polen und Schweiz setzt er dagegen wie im neuen Markt Katar, wo Porr gemeinsam mit Saudi Bin Laden für 2 Mrd. Euro die U-Bahn ausbaut, auf organisches Wachstum. Der Erfolg gibt dem Vollblutunternehmer recht. Gerade wurden die Umsatzzahlen vorgelegt: Die Leistung kletterte 2013 um 19% auf 3,4 Mrd. Euro. Anfang April dürfte auch beim Ergebnis ein zweistelliges Plus auf über 30 (Vj. 22) Mio. Euro vor Steuern verkündet werden. 2014 soll das Unternehmen, das 2011, kurz nach Strauss‘ Einstieg, noch hohe Abschreibungen auf das Osteuropageschäft verkraften musste, im gleichen Tempo zulegen.

An der Börse, wo Porr wegen seines geringen Streubesitzes bislang ein Nischendasein fristet, könnte die Story durchaus verfangen. Auch wenn Porr mit einer gut dreistelligen Liquidität und einer 2013 wohl deutlich unter 500 Mio. Euro landenden Verschuldung (bei der geplante Immobilienverkäufe für weitere Entspannung sorgen werden) nicht in Finanzierungsnöten ist, will sich Strauss doch aus der Abhängigkeit von Banken befreien. Bislang hat er vor allem auf Anleihen gesetzt. Jetzt ist eine Kapitalerhöhung in der Diskussion. Dadurch soll der Streubesitz steigen. Die Aufnahme in den ATX würde zum realistischen Ziel. Das Volumen der Kapitalmaßnahme, auf die bereits zahlreiche Mid Cap-Banken spekulieren, könnte knapp 100 Mio. Euro erreichen. Am Ende wäre eine EK-Quote von bis zu 30% (aktuell 20) drin. Immer mehr Analystenberichte etwa von Berenberg oder Erste Bank, die am Ende auch dem noch nicht feststehenden Konsortium angehören könnten, sprechen dafür, dass der Schritt wohl nicht mehr so lange auf sich warten lässt, wie Strauss Glauben machen will. Der CEO, der seinen Anteil bis maximal 53% verwässern wird, spricht von einem Zeithorizont bis 2015.

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