Tarifverhandlungen

Postbank-Tarifabschluss – „Quantensprung“ und Signal

Es ist ein eisernes Gesetz: Nach Tarifverhandlungen sind stets alle Parteien Gewinner. So ist es auch nach dem Abschluss bei der Postbank: 11,5% in zwei Schritten plus Mindesterhöhung von 270 Euro für untere Tarifgruppen inkl. Einführung einer bAV für 3.500 bisher Unversorgte. „Wenn man einen Schritt zurücktritt und das Gesamtbild betrachtet, kann man ohne Übertreibung von einem Quantensprung reden!“, jubelt Stephan Szukalski, Bundesvorsitzender Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV).

Die Deutsche Bank schreibt offiziell lediglich: „Dieser Abschluss ist bereits in unseren Finanzplanungen berücksichtigt und ändert nichts an unseren Kostenzielen für dieses und das kommende Jahr.“ Doch PLATOW vernimmt aus dem DB-Tower tiefes Aufatmen. Wenigstens diese Baustelle ist geschlossen, sodass sich nun auf die IT- und Service-Probleme sowie die Klage der Postbank-Aktionäre auf höhere Abfindung (s. PLATOW v. 30.4.) konzentiert werden kann. Die Langfristigkeit (31.03.26) relativiert die hohen Zahlen und sorgt für Ruhe, ist zu hören.

Doch die Einigung ist mehr als ein Haustarifabschluss, sondern ein Signal für den Sommer, in dem die großen Branchen-Tarifverhandlungen anstehen. „Am Ende werden sich alle sehr genau die Details des ersten großen Bank-Abschlusses in diesem Jahr anschauen und auf sich wirken lassen“, glaubt Szukalski. Es sei wahrscheinlich kein Musterabschluss, er werde aber definitiv Einfluss haben.

Eine andere Sicht hat Carsten Rogge-Strang, Hauptgeschäftsführer beim AGV Banken. „Der Tarifabschluss bei der Postbank ist kein Maßstab für die Branchen-Tarifverhandlungen im Sommer. Der Abschluss liegt weit über dem Niveau, das in der Fläche vorstellbar ist.“ Es handle sich um einen Haustarifvertrag inklusive betrieblicher Besonderheiten, der nicht auf die Verbandsebene übertragbar ist. Doch neben dem Gehalt wird im Sommer auch über eine Arbeitslastreduzierung gesprochen werden, hat die Gewerkschaft deutlich gemacht.

Eine Diskussion, die der AGV aufgelöst oder wenigstens verschoben sehen möchte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einer vertieften Debatte über Arbeitszeiten kommen wird“, sagt Rogge-Strang. Das würde die Verhandlungen überfrachten, „zumal wir als Arbeitgeberverband eine flächendeckende Arbeitszeitverkürzung oder Vier-Tage-Woche ablehnen“. Die Gewerkschaften werden versuchen, sich die ausbleibenden Entlastungen vergolden zu lassen. mv

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