ProSiebenSat. 1 – Berlusconi will Huckepack fahren
In Unterföhring ist man jetzt spürbar bemüht, weitergehende Spekulationen über eine Kooperation oder gar eine Fusion mit den Italienern zu unterbinden. Während die Sendergruppe des italienischen Ex-Ministerpräsidenten noch fast ausschließlich am schwierigen TV-Geschäft hängt, ist ProSieben ein gutes Stück weiter.
Konzernchef Max Conze setzt wie sein Vorgänger auf Diversifizierung und hat bei digitalen Produkten und E-Commerce mehr zu bieten als viele andere Sender in Europa. Wie Fiat in der Autobranche versucht Mediaset eigene Mängel, in diesem Fall bei der Digitalisierung, durch M&A auszugleichen, heißt es. Der Zeitpunkt dafür ist angesichts der Kursentwicklung sicher nicht schlecht gewählt, zumal Mediaset PE-Investoren, die ebenfalls die Fühler ausgestreckt hatten (s. PLATOW v. 10.5.), zuvor gekommen ist. Auch Axel Springer, das weitaus willkommener gewesen wäre, könnte sich eines Tages noch bedauernd an diese verstrichene Gelegenheit erinnern.
Conze, der angesichts der jüngsten Kurserholung der HV am 12.6. entspannter entgegen sehen dürfte als ursprünglich befürchtet, hat indes eigene Pläne. Von einer Konsolidierung der klassischen europäischen TV-Sender hält er angesichts fehlender Synergien und unterschiedlicher nationaler Zuschauerinteressen wenig. Spannender sind eher Kooperationen im Backend, etwa bei Technik und Einkauf, bei der Digitalisierung, wo ProSieben mit seinem Studio 71 auch international unterwegs ist, oder im E-Commerce. Hier könnte es bald Neuigkeiten geben. Interessantere Partner als Mediaset wären zudem ITV aus UK oder auch Unternehmen aus Skandinavien, die oft aber eigene Baustellen haben. So steht aktuell weiter Deutschland im Fokus, wo im Juni die gemeinsame Streaming-Plattform mit ARD und ZDF starten soll.