Bankensektor

Russland und die Banken – Große Unterschiede beim Forderungsabbau

US-Finanzministerin Janet Yellen richtete jüngst eine eindringliche Warnung an die europäischen Banken. Die Tätigkeit in Russland berge ein „enormes Risiko“. Und: „Wir denken über eine mögliche Verschärfung unserer Sanktionen gegen Banken nach, die in Russland Geschäfte machen.“

Die Worte kommen nicht von ungefähr. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben die internationalen Banken ihr Russland-Engagement bereits stark zurückgefahren, wie unser Chart der Woche zeigt. Dabei gibt es aber große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern: Österreichische Banken reduzierten ihre Forderungen ggü. russischen Gläubigern von Q4 2021 bis Q4 2023 um 23,4% (von 16,1 auf 12,35 Mrd. Euro), deutsche Banken um 40,1% (von 6,45 auf 3,87 Mrd. Euro), Schweizer Banken um 82% (von 3,46 auf 0,62 Mrd. Euro) und französische Banken um 86% (23,8 auf 3,3 Mrd. Euro).

Der Ukraine-Krieg habe die internationalen Banken dazu veranlasst, „ihr Engagement in Russland stark zu reduzieren,“ sagt Eric Dor, Professor an der Wirtschaftshochschule IESEG in Lille. Nach wie vor sind große europäische Geldhäuser dort präsent, sei es durch Töchter direkt vor Ort oder durch grenzüberschreitende Kredite an dort ansässige Unternehmen. Im Fokus steht die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI). Sie machte in Russland zeitweise mehr als die Hälfte ihres Gewinns. Auf die Gelder kann sie wegen der gegenseitigen Sanktionen nicht zurückgreifen.

Jüngst scheiterte sie mit dem Versuch, einen Teil der Gewinne von dort durch ein komplexes Dreiecksgeschäft herauszuholen. Auch Commerzbank und Deutsche Bank haben noch eigene Russland-Töchter.  Sie sollen laut „Handelsblatt“  intern bereits deren Enteignung durchgespielt haben. Von beiden Banken wurden in Russland zuletzt Vermögenswerte gepfändet. Gegen die Commerzbank sind zudem weitere Klagen anhängig. jam

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