Energieversorger

RWE – Alles auf Green Finance

So einen Auftritt hätte der Bundeskanzler wahrscheinlich auch mal wieder ganz gerne, der Abwechslung halber. Als RWE-Vorstandschef Markus Krebber zum Kapitalmarkttag in London vor die Kameras trat, konnte er Kennzahlen präsentieren, die fast allesamt genau in die richtige Richtung liefen.

Die Pläne, die sich die Essener bis 2030 vorgenommen haben, wirken ziemlich mutig – die Kapazität aus grünen Energiequellen will man mehr als verdoppeln, 55 Mrd. Euro investieren und dabei so gut verdienen, dass jedes Jahr 5 bis 10% mehr Dividende bleiben. Dabei ist aber erkennbar mehr Realitätssinn im Spiel als bei den meisten Bundeshaushalten.

Ob Michael Müller der bessere Finanzminister wäre, weiß man nicht. Konsequenter als viele andere setzt der CFO inzwischen auf Green Bonds, das entsprechende Rahmenwerk wurde im Juni verkündet. Sieben grüne Anleihen für zusammen 4,85 Mrd. Euro hat Müller seit 2021 auf den Weg gebracht, mehr als dreimal so viel Volumen wie die konventionellen RWE-Anleihen. Drei der Green Bonds (Gesamtvolumen 1,85 Mrd. Euro) dürften mit einem Nominalzins von maximal 1,00% und Laufzeiten teils bis Anfang der 2030er-Jahre einiges dazu beitragen, dass dem Finanzvorstand beim Blick in die Kasse sehr viel wärmer ums Herz wird als dem armen Christian Lindner.

Auch die im Sommer von 3 Mrd. Euro auf 5 Mrd. aufgestockte, neue Konsortialkreditlinie (Underwriter: Commerzbank, UniCredit, Bank of America und Société Générale) hat eine Nachhaltigkeitskomponente eingebaut, die einen Bonus bei der Kreditmarge daran knüpft, wie nah RWE innerhalb fester Fristen an bestimmte ESG-Ziele herankommt. Dazu zählen u. a. der Renewables-Anteil an der Stromerzeugung, die CO2-Bilanz des Kraftwerksparks und der Anteil EU-Taxonomie-konformer Investitionen.

Jeder Euro, der für Solar- und Windparks oder für die Entwicklung grüner Speichertechnologien ausgegeben wird, senkt also die Fremdfinanzierungskosten, auch wenn es dabei eher um die zweite als um die erste Nachkommastelle gehen dürfte. Den allergrößten Teil des Finanzbedarfs, lt. Krebber und Müller 80%, will RWE aber ohnehin aus den laufenden Einnahmen decken. Durchfinanziert sei der Energiekonzern mit all seinen Wachstums- und Investitionsplänen nun bis 2030, so Krebber. Der Neid von Olaf Scholz dürfte ihm und CFO Müller sicher sein. np

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse