Neobroker

Scalable Capital wandelt Hausfrau zur Investorin

Mit „Tradewife“ statt „Tradwife“ will Scalable Capital Frauen für die Kapitalanlage gewinnen. Die Empörung folgt wie bestellt. Warum sich der Neobroker dennoch zufrieden zeigt.

Jan Schrader,
Scalable Capital Logo auf einem Smartphone
Scalable Capital Logo auf einem Smartphone © Scalable Capital

Mit dem Begriff „Tradewife“, gedruckt auf schwarzen Plakaten, propagiert der Online-Broker Scalable Capital derzeit das Bild der kapitalmarktaffinen Ehefrau. Das Wort ist an „Tradwife“ angelehnt, die Kurzform von „Traditional Wife“, ein Schlagwort, mit dem sich junge Frauen auf sozialen Medien als Hausfrauen inszenieren und im kurzen Kleid kochen, backen und putzen, um erklärtermaßen ihrem Ehemann zu gefallen. Statt einem rückwärtsgewandten Frauenbild befürworte Scalable Capital das Gegenteil, sagt Chief Marketing Officer (CMO) Maximilian Meyer im Gespräch mit PLATOW. Es gehe in der Kampagne darum, Frauen für die Kapitalanlage zu gewinnen. Bislang seien drei Viertel der Kundschaft männlich.

Die Empörung folgt wie bestellt: Die Gesellschaft mache einen flachen Wortwitz und reproduziere somit ein fragwürdiges Rollenbild, schreibt Nala Wahle, die sich als Influencerin und feministische Aktivistin bezeichnet. Der ursprüngliche Begriff „Tradwife“ finde in rechtsextremen Kreisen Anklang und sollte nicht per Wortwitz bagatellisiert und verbreitet werden, schreibt Mike Schäfer, Co-Autor des Beziehungsratgebers „Love&Money“. Zugleich erhält Scalable Capital in der Kontroverse, die auf dem Karriereportal „Linkedin“ ihren Lauf nimmt, auch Zuspruch. Geglücktes Marketing, findet CMO Meyer.

Der Witz geht bislang auf: Eine kostengünstige Plakataktion reiche aus, um sich ins Gespräch zu bringen, sagt Meyer. Widerspruch gehöre dazu: „Deine Villa geschehe, ohne Vater im Himmel“ zog Beschwerdebriefe aus christlichen Kreisen nach sich, „Rentenreform: jetzt downloaden“ wurde von SPD-Politiker Karl Lauterbach mit Blick auf ärmere Menschen als „Hohn“ kritisiert. Intensiv habe das Marketingteam über den Spruch „Wohin mit der Asche von Oma?“ diskutiert, sagt Meyer. Mitunter sortiere das Unternehmen auch Sprüche aus. Beispiele nennt Meyer lieber nicht. Provokation will dosiert sein.

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