Schlachtfeld Zahlungsverkehr – Kann Girocard Champion bleiben?

Der Anteil der Bargeldfans auf diesem Riesenmarkt ist trotzdem immer noch groß. Sie für Plastikgeld zu begeistern und auch grenzüberschreitende Lösungen anzubieten, macht den hiesigen Markt zum Schlachtfeld der Stunde.
Noch wiegt sich Euro Kartensysteme (EKS) in Sicherheit und verweist auf das 1. Hj. 24 mit nochmals gut 5% mehr Transaktionen und 8% mehr verfügbaren Terminals. Deutsche würden mit wachsender Begeisterung die Karte aus Plastik, Holz, per Smartphone oder Smartwatch, auch beim Bäcker und im Bus nutzen, frohlockt man bei EKS und will mit Girocard 4.0 an der Spitze bleiben.
Doch es gibt Lücken im Angebot und mit Mastercard und Visa kämpfen potente Konkurrenten um die „Top-of-Wallet“-Position im Portemonnaie. Mastercard wird dazu gemeinsam mit dem finnischen Anbieter Enfuce eine kombinierte Debit- und Kreditkarte, kurz Dual-PAN- oder E2-Karte, u.a. auch in Deutschland zum neuen Standard machen. Visa wiederum ist als Kartenpartner bei DKB, Comdirect, ING und Santander bereits erste Wahl.
Wer mit einer reinen Debitkarte schon mal einen Leihwagen oder eine Ferienwohnung reservieren wollte, lernt: Es ist bislang unmöglich, ähnlich wie mit der Kreditkarte Anzahlungen zu leisten und dann erst später den vollständigen Betrag abzubuchen. Das soll sich ändern, künftig soll es „immer weniger Situationen geben, in denen man nicht auf die Girocard als Zahlungsmittel zurückgreifen kann“, verkündet Oliver Hommel, EKS-Vorsitzender.
Zu neuen Anwendungsbereichen gehören auch digitale Kassenbons, Bonusprogramme, wie wir sie von Payback-Systemen kennen und die Integration der Karte in Apps und mobile Bezahlverfahren wie Apple oder Google Pay. Aber nicht alles kann der Kartendienstleister allein regeln. „Gemeinsam mit der deutschen Kreditwirtschaft schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen für neue Funktionen“, sagt Hommel.
Manche sind theoretisch längst möglich, Kunden können sie aber praktisch kaum nutzen, weil Angebote im Markt fehlen. So hat sich z. B. die Altersverifikation über die Girocard bisher nur an Tabak-Automaten durchgesetzt. Wer im Supermarkt eine Weinflasche kauft, muss immer noch den Personalausweis rauskramen.
In Workshops will der Girocard-Betreiber Vertreter von Banken, Einzelhandel und Entwicklern der Bezahlterminals zusammenbringen, um neue Angebote zu schaffen und so den Schwung nutzen, mit dem die Deutschen gerade zu Kartenfans mutieren. tik