Thomas Groß . . . und die neue Helaba
Trotz des Sparkassen-Stallgeruchs, der jeder der zurzeit noch fünf echten Landesbanken innewohnt, nimmt der Markt jedes Haus anders wahr. Die Helaba, die ihren Hauptsitz in Frankfurt, dem führenden deutschen Finanzplatz hat, kam dabei jahrzehntelang nicht besonders gut weg. Sie galt als langweilig und übervorsichtig. Und das am Platz Frankfurt, wo sonst Erfolg und Innovationen auch im Banking ihren Ausgangspunkt haben. Ein Kolossalschaden in den 1970er-Jahren, der als Helaba-Skandal ganz Hessen erschütterte und den damaligen Ministerpräsidenten Albert Osswald sein Amt kostete, wirkte nach.
So musste die Helaba im Hinblick auf ihre Ertragsdynamik der BayernLB und der LBBW stets den Vortritt lassen. Vielen erschien die Hackordnung in Stein gemeißelt. Herbert Hans Grüntker, Vorgänger des seit Juni 2020 an der Spitze stehenden Thomas Groß (57) und ein „Eigengewächs“ der Sparkassen durch und durch, weil diesen insgesamt 27 Jahre verbunden, war 2015 mit der Aufgabe angetreten, die kurz zuvor übernommene, damals schwer angeschlagene Frankfurter Sparkasse zu integrieren. Groß hingegen zeichnet eine ganz andere Vita aus, die ihn geradezu prädestiniert, mit der Helaba ambitioniertere Wege zu gehen. Seinen strategischen Blick entwickelte Groß bei BCG, bekleidete Führungspositionen beim Unicredit-Konzern u. a. in Wien (Bank Austria), schärfte seine Antenne für Risiken bei der WestLB. Im Vorstand der Helaba wirkt Groß seit nunmehr zehn Jahren. Seine starke Stellung in der Helaba beginnt bereits 2015.
Schon damals avancierte er zum Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden. Seit Groß die Helaba führt, gibt es keinen Vize mehr und sein Vertrag wurde vorzeitig bis Oktober 2027 verlängert. Der Neuausrichtung des Konzerns mit seinen „überaus erfolgreichen“ (O-Ton Groß) Töchtern, u. a. Helaba Invest und Frankfurter Bankgesellschaft, kann er so noch über Jahre seinen Stempel aufdrücken. Er will die Helaba unter den schwierigen Umfeldbedingungen einer beginnenden Rezession zukunftsfähiger machen. Dazu sollen beitragen mehr Effizienz, Stärkung des zinsunabhängigen Geschäfts, Ausbau der IT zu einem strategischen Handlungsfeld. Mehr Nachhaltigkeit und Frauen den Weg in Führungspositionenen zu ebnen sieht Groß als integralen Bestandteil seiner Geschäftspolitik. Fusionen im Landesbankensektor sind für ihn zurzeit kein Thema. Vielmehr gehe es um sinnvolle Kooperationen, wie es die Helaba gerade mit der LBBW vormacht, in die jede Seite ihre besonderen Stärken einbringt.