TUI – Bund sichert sich Option auf 9%-Beteiligung
Ein Konzernverlust war unumgänglich. Im Q3 lag dieser bei rd. 1,5 Mrd. Euro (Vj.: +48,5 Mio. Euro). In den ersten neun Monaten des Anfang Oktober gestarteten Gj. summiert sich das Minus auf enorme 2,3 Mrd. Euro. Der Fokus liegt aktuell nicht darin, wirtschaftlich zu arbeiten, sondern zu überleben. Mit 1,7 Mio. Neubuchungen seit Wiederaufnahme des Reisebetriebs erhole sich zwar langsam die Nachfrage, was Zuversicht gibt, dass operativ im Q4 der Cash-Breakeven gelinge, erklärt das Management im Call. Dennoch ist das nicht ausreichend, um die verheerenden Corona-Folgen abzufedern.
Nachdem die Hannoveraner bereits einmal hilfesuchend beim Staat vorstellig wurden und einen KfW-Kredit über 1,8 Mrd. Euro erhalten hatten, schießt der Bund nun nach. Der bestehende Kredit wird um 1,05 Mrd. Euro aufgestockt. Voraussetzung für die zweite Finanzspritze ist eine 150 Mio. Euro schwere Wandelanleihe, die TUI an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds begeben soll. Bei einer Umwandlung in Aktien könnte sich der Bund so mit bis zu 9% an TUI beteiligen und damit, neben Lufthansa, bei einem weiteren Branchen-Koloss mitmischen.
Doch auch die Extramilliarde rettet Joussen nicht vor einem harten Sparkurs. Dauerhaft sollen die Overhead-Kosten (Fixkosten) um 30%, also 300 Mio. Euro jährlich, gesenkt werden. Weniger Investitionen und ein massiver Stellenabbau von bis zu 8 000 Stellen (insgesamt rd. 71 400 Mitarbeiter) sind die Folge. Vor allem die Ferienfliegertochter Tuifly trifft es. Ein beachtlicher Flottenabbau soll die Tochter „partnerfähig“ machen. Heißt, Joussen sucht nach einem Kooperationspartner. Daneben soll ein Ausbau des digitalen Vertriebsgeschäfts Reisebüros ersetzen. 166 werden etwa in UK geschlossen. Eine Prognose traut sich TUI nach wie vor nicht zu.