Universalbanken sind angeblich gefährlicher als Investmentbanken
"Die Verfechter eines Trennbankensystems wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück können sich über unverhoffte Schützenhilfe durch das Financial Stability Board (FSB) freuen. Erstmals hat der Finanzstabilitätsrat bei der Veröffentlichung der frisch überarbeiteten Liste der global systemrelevanten Banken auch die Einteilung dieser nunmehr insgesamt 28 Institute in die verschiedenen Risikoklassen publiziert.
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Die Verfechter eines Trennbankensystems wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück können sich über unverhoffte Schützenhilfe durch das Financial Stability Board (FSB) freuen. Erstmals hat der Finanzstabilitätsrat bei der Veröffentlichung der frisch überarbeiteten Liste der global systemrelevanten Banken auch die Einteilung dieser nunmehr insgesamt 28 Institute in die verschiedenen Risikoklassen publiziert.
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Demnach befinden sich in der höchsten Risikoklasse („Korb 4“), die einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer von 2,5% erfordert, mit der Deutschen Bank, Citigroup, J.P. Morgan Chase und der britischen HSBC ausschließlich international aktive Universalbanken. Auch die zweithöchste Risikoklasse („Korb 3“) mit einem Eigenkapitalzuschlag von 2% ist mit den Universalbanken Barclays und BNP Paribas bestückt. Die weltweit führenden Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley werden vom FSB hingegen in die zweitniedrigste Risikoklasse („Korb 2“) eingestuft, die lediglich einen Zusatzpuffer von 1,5% vorschreibt.
Mit dieser Kategorisierung machen sich die Stabilitätswächter offensichtlich die Argumentation der Trennbanken-Befürworter zu eigen. Demnach würde der Zusammenbruch einer Universalbank nicht nur deren institutionelle Kunden in Mitleidenschaft ziehen, sondern auch Millionen von Privat- und Firmenkunden. Tatsächlich war es jedoch eine reinrassige Investmentbank (Lehman), die auf Grund ihrer tief im internationalen Finanzsystem verästelten Geschäftsbeziehungen 2008 die Beinahe-Kernschmelze des globalen Finanzsystems auslöste. Die großen Universalbanken wie die Deutsche Bank, J.P. Morgan und HSBC, die nun vom FSB als besonders gefährlich eingestuft werden, sind hingegen vergleichsweise glimpflich durch die Finanzkrise gekommen. Ironie des Schicksals: Weil diese Institute gerade deshalb vom Kapitalmarkt als besonders solide angesehen werden und zuletzt überproportional viele auf Sicherheit bedachte internationale Anleger anzogen, ist ihre Systemrelevanz nach Ansicht des FSB in den vergangenen zwölf Monaten sogar noch gestiegen. Nach der Logik des FSB ist die Deutsche Bank also deshalb so „gefährlich“, weil sie als besonders solide gilt.
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