Visa – Satte Zuwächse auf wackligen Beinen
Bei den führenden Kreditkartenanbietern ist die Rezession noch nicht recht angekommen. Der US-Riese Visa legte für das erste Quartal 2023, das in dessen Geschäftsjahr verwirrenderweise von Oktober bis Dezember 2022 geht, einen Umsatz von 7,9 Mrd. US-Dollar vor. Das entspricht einem Plus von gut 11% zum Vorjahr. Auch der Gewinn legte trotz des gestiegenen Betriebsaufwands zu (4,2 Mrd. Dollar, +6%).
Der Konkurrent Mastercard hatte kurz zuvor ebenfalls die Bilanz des Dezember-Quartals (hier allerdings Q4 2022) vorgelegt und die Erlöse etwa in demselben Maße gesteigert (5,8 Mrd. Dollar, +12%). Der Gewinn erhöhte sich wie bei Visa um 6% auf 2,5 Mrd. Dollar. Visa und Mastercard teilen sich den deutschen Markt etwa zu gleichen Teilen auf und beanspruchen gemeinsam 90% des Kuchens. American Express liegt mit rd. 7% weit abgeschlagen dahinter.
Verschuldung bei Konsumenten wird im aktuell düsteren wirtschaftlichen Umfeld von Marktteilnehmern mit Argusaugen verfolgt. Signifikant steigende Kreditausfallraten wurden von den meisten Banken und Lending-Fintechs wie Klarna bislang nicht gemeldet, doch über kurz oder lang dürfte eine Erhöhung zu erwarten sein. Dennoch sprach das Mastercard-Management im gestrigen Earnings Call stolze zwölf Mal von „resilienten“ Konsumenten bzw. Konsumausgaben. Fragt sich nur, ob es sich dabei um Weitsicht oder Illusion handelt.
Amex hat in Q4 bereits deutlich mehr für ausfallgefährdete Kredite zur Seite gelegt, wobei das Unternehmen im Gegensatz zur Konkurrenz auch selbst Kredite vergibt. Bei Rekorderlösen von 14,2 Mrd. Dollar (+17% z. Vj.) stand unterm Strich ein Gewinn von 1,6 Mrd. Dollar (-9%). Die Vorsorge dürfte sich langfristig allerdings auszahlen. ck