Volksbank Rosenheim kann nach FTI-Pleite günstig zukaufen
Die Insolvenz von FTI, dem drittgrößten europäischen Reiseveranstalter, eröffnet der meine Volksbank Raiffeisenbank aus Rosenheim eine interessante Möglichkeit. Die mit knapp 12 Mrd. Euro Bilanzsumme fünftgrößte deutsche Volksbank ist mit 40,77% an der RT Group beteiligt.

Weitere Anteilseigner sind der ägyptische Tourismus-Milliardär Samih Sawiris mit 42,56% und eben FTI mit 16,67%. Laut Satzung der RT Group können die beiden übrigen Anteilseigner die FTI-Anteile jetzt quotal zum Verkehrswert einziehen, was nach unseren Informationen auch geschehen dürfte. Der Anteil der Volksbank Rosenheim an der RT Group würde damit auf 47,56% steigen, der Rest läge bei Sawiris.
Bis 2014 waren die Rosenheimer bzw. ihr Vorgängerinstitut aus Altötting sogar 100%-Eigentümer der RT Gruppe. Volksbank-Chef Wolfgang Altmüller ist dort heute noch Geschäftsführer. Mit 200 eigenen Reisebüros und 4 000 Kooperations-Partnern in ganz Europa ist die RT Group eine der größten Vertriebseinheiten für die Reisebranche. Die große Bank-Tochter wurde im genossenschaftlichen Finanzverbund und auch von der Aufsicht mit Blick auf potenzielle Risiken lange skeptisch gesehen. 2017 verkauften die Bayern daher 74,9% ihrer Reisebüro-Beteiligung an Sawiris, obwohl sie in guten Jahren 15 Mio. bis 20 Mio. Euro zum Bank-Ergebnis beigetragen hat. Der Verkaufspreis soll dem Vernehmen nach sehr ordentlich gewesen sein.
Während Corona, als die Reisebranche insgesamt unter Druck war, stockte die Volksbank Rosenheim ihren Anteil an der RT Group, die 12 Mio. Euro Staatshilfe erhalten hatte, wieder auf 40% auf. FTI-Eigentümer Sawiris steuerte damals 16,67% an FTI bei. Die Aufstockung durch die Volksbank Rosenheim geschah offenbar mit Segen der Aufsicht, so dass nach unserer Einschätzung eine weitere Aufstockung jetzt ebenfalls abgesegnet werden könnte. Dabei hilft möglicherweise, dass die gesamten Touristikaktivitäten der Volksbank Rosenheim inzwischen auf Null abgeschrieben und die Folgen der FTI-Insolvenz für die RT Gruppe überschaubar sind. Schon den Konkurs von Thomas Cook hatte der Reisevermittler glimpflich überstanden.
An FTI selber war die Volksbank Rosenheim nie beteiligt, so dass der Konkurs ohne Auswirkungen ist. Die Touristik-Erfahrung von Altmüller, der auch BVR-Verbandsratspräsident ist, war in Krisenzeiten indes geschätzt. So war er von 2021 bis 2023 AR-Chef bei FTI. Branchengerüchten nach hatte er das Amt auf Bitten der damaligen FTI-Hausbank UniCredit und der Bundesregierung übernommen, die FTI während Corona mit knapp 600 Mio. Euro Staatshilfe gestützt hatte. mr
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