Volksbanken

Volksbanken und Fintechs sagen Apple den Kampf an

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken gelten in Deutschland nicht unbedingt als Innovationsführer. Doch wenn es darum geht, Konkurrenz zu ApplePay aufzubauen, sind die Genossen ganz vorne mit dabei. Bereits im Sommer 2025 wollen sie es Kunden ermöglichen, mit der Hausbank-App auf dem iPhone zu bezahlen, ganz ohne ApplePay. Damit zählen sie neben dem hippen Fintech Curve zu den wenigen Banken, die diesen Vorstoß wagen. Doch warum eigentlich?

Digitalisierung_digital payment_schnittstelle (c) AdobeStock
© AdobeStock

Lange war Konkurrenz auf dem iPhone gar nicht möglich, weil Apple seinen NFC-Chip abriegelte. iPhone-Nutzer mussten deshalb immer über ApplePay zahlen, was Banken und Fintechs schwer auf den Zeiger ging. Das Blatt wendete sich erst, als die EU-Kommission in einer Untersuchung zu dem vorläufigen Schluss kam, dass Apple seine Stellung auf dem Markt missbrauche. Sie drohte mit einer saftigen Strafzahlung, die Apple nun in letzter Minute durch weitreichende Zugeständnisse bei der Öffnung abwenden konnte. Diese erlauben es Banken und Fintechs, den NFC-Chip ab heute (25. Juli) zu nutzen und eigene Bezahlanwendungen auf dem iPhone anzubieten.

Obwohl Banken die Öffnung schon im April als großen Sieg feierten, wollte damals kaum einer vorpreschen, wie eine Platow-Umfrage zeigte. Und das könnte womöglich auch so bleiben. Immerhin hat ApplePay sich jahrelang an die Kunden rangewanzt, die Abläufe sind vertraut und auch mit ApplePay zu bezahlen ist längst ein geflügelter Begriff. Jetzt alles umzustellen, dürfte für Kunden eher lästig sein.

Die Dominanz von Apple lässt sich auch in Zahlen sehen: Der US-Konzern hat durch den Ausschluss der Konkurrenz über die Jahre eine starke Marktstellung aufgebaut und ist heute der Platzhirsch im mobilen Bezahlen. Noch dazu kommt, dass Kunden mit ApplePay auch im Internet mit nur einem Klick bezahlen können. Auch das dürfte vom Wechsel zur eigenen Bank abhalten.

Die Volksbanken sehen das naturgemäß anders und schlagen weiter Alarm. Zwar sei die Freigabe ein „gutes Signal für mehr Wettbewerb“, hieß es vom Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Von einem „vollständig fairen Wettbewerb” könne aber immer noch keine Rede sein. Schließlich umfasse der Deal nur Smartphones und nicht andere Apple-Geräte wie die Smartwatch des Konzerns. Hier sehen die Genossenschaftsbanken definitiv Nachholbedarf und wollen sich dafür einsetzen, dass Apple zügig alle Geräte für die Konkurrenz öffnen muss.

Der US-Konzern dürfte das – ebenso wie die NFC-Öffnung – gelassen sehen. Denn der Anteil der Zahlungen mit Wearables, also digitalen Hilfsgeräten wie der Smartwatch, ist heute noch verschwindend gering. Sowieso macht Apple sich schon in neuen Gefilden breit: Mit Tap-to-Pay können Händler seit neuestem Zahlungen von Kreditkarten oder auch der Girocard auf dem eigenen iPhone annehmen. Zum Start des neuen Produkts waren Payment-Schwergewichte wie Adyen oder Nexi dabei, bald soll unter anderem die Sparkassen-Finanzgruppe dazukommen. nh

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse