Volksbanken verschieben Attacke auf Apple
Die Volksbanken wollten die Girocard aufs iPhone bringen und das ganz ohne Apple Pay. Doch der Plan wurde still und heimlich aufgeschoben. Warum das eine bittere Niederlage ist.

Die Volksbanken wollten Apple ein Schnippchen schlagen. Als erste große Bankengruppe wollten sie die Girocard aufs iPhone bringen, ohne dass Apple daran verdient. Anfang September sollte es so weit sein, dass Kunden die Option über ihre VR-Banking-App nutzen können.
Doch die tollkühnen Angriffspläne musste der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) jetzt bis auf Weiteres verschieben. Das teilte er vor wenigen Tagen mit. Dort heißt es, man habe sich aus Gründen der Qualitätssicherung für einen späteren Start des Angebots entschieden.
Das ist eine empfindliche Niederlage, was sich nicht zuletzt am Zeitpunkt der Kommunikation zeigt: Ein Linkedin-Post an einem Samstag, einem tendenziell wenig frequentierten Tag im Karrierenetzwerk, war alles, was der BVR ausgab. Keine Pressemitteilung, kein großes Statement.
Doch, wie konnte es so weit kommen? Rückblende: 2024 trat der Digital Markets ACT (DMA) der EU in Kraft. Anbieter wie Apple waren nun verpflichtet, ihre bisher geschlossenen NFC-Schnittstellen am Smartphone zu öffnen. Womit das Apple-Pay-Monopol auf den Endgeräten des US-amerikanischen Tech-Riesen Geschichte war.
Die Volksbanken erklärten zügig, die Girocard über die eigene App aufs iPhone bringen zu wollen, eine erster Test im Mai glückte.
Doch der geplante Marktstart im September scheitert nun krachend. Nach den Gründen gefragt, will der BVR nicht ins Detail gehen. Es gehe bei den nötigen Umbauten, die gemeinsam mit Atruvia, dem Haus-und-Hof-IT-Dienstleister der Volksbanken, gemacht werden, um mehr als die reine Integration der Girokarte in das Apple-Betriebssystem iOS, zum Beispiel auch um die Barrierefreiheit der Anwendung.
„Dafür brauchen wir etwas mehr Zeit, denn wir wollen nur vollständig erfolgreich durchgetestete Anwendungen an den Markt bringen“, so der BVR. Die Entwicklungsarbeiten seien zwar weit fortgeschritten, es gehe aber noch um Qualitätssicherung. Soll wohl heißen: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Aber ergibt das Projekt eigentlich auch weiterhin Sinn? Wero, die paneuropäische Bezahllösung der European Payments Initiative (EPI), an der auch die Volksbanken beteiligt sind, soll schließlich 2026 an der Ladenkasse einsetzbar sein.
Ist es da effizient, dass die Volksbanken an beidem parallel arbeiten? „Ein vielfältiges Portfolio an Bezahlverfahren ist Teil unserer Strategie“, sagt der BVR dazu: „Wir orientieren uns damit an den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.“ Die müssen nun aber zunächst weiterhin mit Apple Pay vorliebnehmen.