Wechsel in Anwaltskanzlei – Ex-UniCredit-Chefjurist will es noch mal wissen
Verbreitet ist diese Art von Seitenwechsel in Deutschland nicht. Wer hier Jahre oder Jahrzehnte an der Spitze einer Banken-Rechtsabteilung verbracht hat, geht meistens friedlich in den Ruhestand, wie Günter Hugger bei der Commerzbank, oder allenfalls noch zu einem anderen Konzern, wie vor Jahren Arne Wittig von der Deutschen Bank zu Thyssenkrupp. Florian Drinhausen, der aus einer Kanzlei (Linklaters) zur „Deutschen“ kam und zu einer anderen Kanzlei (Ashurst) ging, war da schon die Ausnahme, sieht man einmal von Michael Fischer (Ex-UBS Deutschland, seit 2018 bei Jones Day) ab.
Drinhausens Vorgänger Christof von Dryander kehrte zwar zu seiner Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton zurück, blieb der Branche aber als Aareal Bank-Aufsichtsrat bis zur Abwahl treu. Nun kommt mit Andreas Früh ein Inhouse-Schwergewicht zu der Kanzlei Sernetz Schäfer. Früh hat knapp 20 Jahre als Rechtschef und Bereichsvorstand bei der HVB bzw. UniCredit Bank auf dem Buckel, zuletzt beriet er den Vorstand als „Special Legal Advisor“. Sernetz Schäfer, mit 25 Anwälten in München und Düsseldorf nicht groß, aber renommiert, ist als Prozessvertreter von Unternehmern, Großinvestoren und einzelnen Organmitgliedern bekannt, mehr noch aber im Bankensektor: in Massenverfahren, bei aufsichtsrechtlichen Themen und in der Skandal-Aufarbeitung von Hypo Real Estate bis VTB.
UniCredit mandatierte die Anwälte schon im Kartellstreit um EC-Gebühren und in Sachen Bankenabwicklungsfonds-Beiträge. Besonders beschäftigt war die Kanzlei mit dem Wirecard-Komplex: Zum einen als Berater der Wirecard Bank bei deren Abwicklung und zu Regressforderungen gegen Ex-Vorstände, zum anderen bei Wirecard selbst in einer etwas kuriosen Konstellation. Nach der Insolvenz fehlten dort geschäftsfähige Organe – Vorstand und Aufsichtsrat –, die Insolvenzverwalter Michael Jaffé aber als Gegenpart brauchte.
Als Jaffé die Jahresabschlüsse 2017 und 2018 anfocht, um Dividendenzahlungen aus diesen Jahren zurückholen zu können (allen voran von Ex-CEO Markus Braun), sprangen darum sogenannte Prozesspfleger ein: Anwälte, die vom Gericht für das laufende Verfahren als Stellvertreter der Organe eingesetzt werden. Den Wirecard-Vorstand „spielte“ Henrik Humrich von der Münchener Kanzlei Ego Humrich Wyen, den Aufsichtsrat Sernetz Schäfer-Partner Andreas Höder. Der Prozess endete im September mit dem Sieg des Insolvenzverwalters. np