GENOS

Westerwald Bank und Volksbank Ettlingen mit Krypto-Handel

Die genossenschaftliche Westerwald Bank testet den Krypto-Handel für Privatkunden. Auch fünf weitere Volksbanken mischen beim Pilotprojekt der DZ Bank mit. Schon im Sommer könnte der Rollout für alle Kunden folgen.

von Mariam Misakian,
Westerwald Bank: Verwaltungssitz in Montabaur
Westerwald Bank: Verwaltungssitz in Montabaur © Westerwald Bank eG (Volks- und Raiffeisenbank)

Die Volks- und Raiffeisenbanken polieren ihr konservatives Image auf. Während der Bitcoin haussiert, können nun auch die ersten VR-Kunden darin investieren. Ausgewählte Pilotkunden der Westerwald Bank haben ab sofort die Möglichkeit, in einer Krypto-Wallet mit Bitcoin, Ether & Co. zu handeln. Falls es gut läuft, will die Regionalbank (Bilanzsumme 4 Mrd. Euro) die Pilotphase kommenden Sommer beenden und den Krypto-Handel über die VR-Banking-App allen ihren Kunden zugänglich machen.

Fünf weitere Volks- und Raiffeisenbanken, darunter auch die kleinere Volksbank Ettlingen, sind ebenso Teil des Testlaufs, den die DZ Bank als Zentrale in Zusammenarbeit mit der Börse Stuttgart digital aufgesetzt hat. Letztere stellt die Infrastruktur bereit. Die Kryptowährungen der Kunden werden also bei der Börse Stuttgart gehandelt und verwahrt.

Auch der VR-eigene IT-Dienstleister Atruvia ist involviert. Er hat die Wallet-Funktion in die VR-Banking-App integriert. Die Genossen nähern sich dem neuen Markt überaus vorsichtig. In der Pilotphase lässt man vorerst nur die eigenen Mitarbeiter und Kollegen der DZ Bank an die Krypto-Funktionen heran. „Aktuell haben wir 30 Pilottester freigeschaltet“, sagt Sercan Tasdelen. Er ist in der Abteilung Vertriebssteuerung für das Produktmanagement bei der Westerwald Bank zuständig.

Für ein Zwischenfazit sei es derzeit noch zu früh. Tasdelen geht aber davon aus, dass die Kunden nach dem Rollout auf die neue Funktion fliegen werden: „Unsere Berater bekamen in der Vergangenheit immer wieder Anfragen von Kunden zum Thema Kryptowährungen.“ Der jüngste Krypto-Hype seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten habe dagegen nichts mit der Entscheidung zu tun, betont der Westerwald Bank-Mitarbeiter. Vielmehr hätten die Planungen für das Projekt schon im September begonnen.

Im Fokus stehen Kunden, die noch keinen etablierten Krypto-Broker nutzen, es aber künftig bei der Hausbank ihres Vertrauens nachholen wollen. Dabei weist Tasdelen darauf hin, dass es sich hier um ein Selbstentscheider-Produkt handelt. „Es findet keine Beratung zu Kryptowährungen statt. Wir stellen den Kunden lediglich den entsprechenden Marktzugang in der App zur Verfügung.”

Banken werden nicht darum herumkommen, sich mit Blockchain-Technologien auseinanderzusetzen, kommentiert Sven Wagenknecht, Mitgründer des Online-Magazins „BTC-ECHO“, das Geschehen. „Die größte Sorge der Banken sind immer Mittelabflüsse. Wenn sie eine Anlageklasse wie den Bitcoin nicht anbieten, müssen sie Mittelabflüsse im Milliardenbereich zu Krypto-Brokern fürchten.“ Er hält den Zeitpunkt für das Pilotprojekt der Westerwald Bank für günstig: „In den vergangenen Monaten ist der Kurs angezogen und damit auch das Retail-Interesse.“

Die Sparkassen dürften ebenfalls bald nachziehen, um konkurrenzfähig zu bleiben. So diskutiert der DSGV aktuell darüber, ob die Sparkassen den Handel mit Kryptowährungen in ihr Angebot aufnehmen wollen (s. PLATOW v. 13.12.).

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