Finanzstabilität

Wie die EZB die Kapitallatte für Deutschlands Banken anhebt

Deutsche Bank, Pfandbriefbank, DZ Bank und HCOB müssen höhere Vorgaben der EZB beachten als zuvor. Die Gründe sind von Institut zu Institut verschieden.

Jan Schrader,
EZB in Frankfurt
EZB in Frankfurt © CC0

Das Risikoniveau in der Bankenlandschaft steigt nach Einschätzung der EZB unter den direkt beaufsichtigten Häusern insgesamt leicht an. Auch einige deutsche Institute erhalten nach und nach höhere Aufschläge auf die Mindestquoten für das Eigenkapital, wie Daten der EZB zeigen. Von den größeren Instituten haben gleich vier Geldhäuser für das laufende Jahr einen Zuwachs verzeichnet: Vorne steht erneut die Deutsche Pfandbriefbank, die mit 3,25% die hiesigen Institute anführt, gefolgt von der Deutschen Bank, die auf 2,90% kommt. Einen kräftigen Anstieg verzeichnet auch die HCOB, während die DZ Bank wiederholt leicht zulegt. Helaba, Nord/LB und Commerzbank hatten schon im Jahr zuvor einen kräftigen Satz gemacht.

 

 

Die meisten der 114 direkt von der EZB beaufsichtigten Geldhäuser weisen im SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) eine Vorgabe zwischen 2,0% und 2,75% aus. Die Kennziffer ist dabei nur ein Baustein unter vielen, denn im Durchschnitt müssen die Banken unter EZB-Aufsicht auf eine Gesamtkapitalquote von mindestens 15,6% kommen. Die SREP-Vorgabe bezieht sich allerdings auf das jeweilige Institut selbst und ist damit ein Gradmesser für das Risikoprofil einer Bank. Einige Banken erhalten auch einen deutlich höheren SREP-Aufschlag als die deutschen Häuser. An der Spitze steht die Digitalbank Revolut, die mit starkem Wachstum die Skepsis der Aufseher weckt und mit ihrem Europaableger in Litauen auf 3,7% kommt.

Die Detailrechnung für jede Bank wird zwar nicht veröffentlicht. Die Pfandbriefbank dürfte allerdings durch die Krise in der gewerblichen Immobilienfinanzierung auf zusätzliche Risikopunkte kommen. Gerade in den USA verzeichnet das Institut viele faule Kredite und zieht sich aus dem Markt zurück. Die Deutsche Bank als global vernetzter Konzern mit einem umfassenden Zahlungsverkehr und einer großen Investmentbank steht schon länger weit oben auf der Liste der EZB und lässt auch europäische Rivalen wie BNP Paribas (1,84%), Société Générale (2,38%) und Unicredit (2,0%) weit hinter sich. Die Europaeinheit der britischen Barclays mit Sitz in Irland kommt mit 2,80% aber auf ein ähnliches Niveau wie der deutsche Branchenprimus.

Große Sparkassen, kleine SREP-Vorgaben

Die EZB bewertet im SREP erstens das Geschäftsmodell und zweitens die internen Kontrollen, drittens die konkreten Risiken rund um Kredite, Markt, Zinsniveau und Betrieb sowie viertens Liquidität und Refinanzierung. Geldhäuser, die im europäischen Maßstab klein sind, müssen oft nur geringere Aufschläge einhalten. So gilt für die Haspa ein moderater Satz von 1,50%, die Berliner Sparkasse im Rechtskleid der Erwerbsgesellschaft der S-Finanzgruppe kommt auf 1,75%. Unter den Genossenschaftsbanken verzeichnet die Münchener Hyp aber einen Sprung um 0,5 Punkte auf 2,25%. Auch hier dürfte die Immobilienfinanzierung eine wesentliche Rolle spielen.

Ob Banken Wackelkandidaten sind, hängt aber nicht allein vom Risikoprofil, sondern auch vom Kapitalpolster ab. So liegen Pfandbriefbank und Deutsche Bank mit Gesamtkapitalquoten von 18,0% bzw. 19,7% deutlich über den Schwellenwerten. Beide Banken geben zu Protokoll, solide kapitalisiert zu sein.

 

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