Wie es im Ident-Markt 2025 weitergeht
Jahrelang versuchten die deutschen Banken erst mit „Yes”, dann mit „Verimi”eine Identitätslösung aufzubauen, die in der ganzen Bankenlandschaft funktionieren sollte. Sie scheiterten – zur Freude von Drittanbietern wie der Post, WebID, IDNow oder Authada. Diese haben aus dem Scheitern der Banken ein millionenschweres Business gemacht, (Bank)-Kunden rechtssicher zu identifizieren, etwa bei der Eröffnung eines Kontos.
Ob das Wachstum anhält, ist fraglich, sagt Christopher Schmitz, Fintech-Experte der Beratung EY. „Im kommenden Jahr wird völlig neu gewürfelt in der Identbranche.” Der Grund ist eine Neuerung auf EU-Ebene. In Brüssel wurde beschlossen, dass jedes Mitgliedsland ab 2026 eine digitale Brieftasche, eine Wallet, anbieten muss, in der die Bürger ihre Daten sicher speichern können – und mit der sie sich dann im Internet ausweisen können. Das sind die sogenannten „EU Digital Identity Wallets”, die alles auf den Kopf stellen könnten. Schmitz prognostiziert: „Die etablierten Anbieter müssen sich vollkommen neu erfinden – sonst haben sie keine Chance und müssen mit Umsatzeinbußen rechnen.”
Bei IDNow bereiten sie sich auf dieses Szenario vor. Mitgründer Armin Bauer sagt: „Wir wollen gar nicht, dass Video-Ident ewig bestehen bleibt, weil wir kein Call-Center-Anbieter sein wollen.” Stattdessen setzt das Unternehmen darauf, eine Plattform zu werden, die alle Wallets akzeptiert, mehrere Verfahren wie Videoident und eID parallel anbietet. Sein Verkaufsargument: „Es ist wie beim Payment: Wenn Shops möglichst viel anbieten, ist die Conversion höher. Genauso ist es bei Ident-Lösungen und Banken”, sagt Bauer. Mit der anstehenden Regulierung sehen auch die Sparkassen ihren Moment gekommen.
„Wenn die EU Digital Identity (EUDI)-Wallet sich durchsetzt, wird die eID immer mehr im Alltag ankommen. Dann sind wir gut vorbereitet”, sagt Nils von Nethen von der Finanz Informatik (FI), dem IT-Dienstleister der Sparkassen. Die FI hat sich kürzlich eine Lizenz als Identifizierungsdiensteanbieter besorgt, alle Drittanbieter rausgeschmissen und eine eigene eID-Lösungen für alle Sparkassen live geschaltet. Davon verspricht sich die FI ein wenig vor die Welle zu kommen – und zu sparen, wenn immer mehr Leute eID statt Video-Ident nutzen. Die Reaktionen von IDNow und den Sparkassen zeigen: Das Rennen auf dem Ident-Markt nimmt 2025 nochmal richtig Fahrt auf.