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Wie Fusionen die Vorstände der Volksbanken aufblähen

Die Initiative für Bankhochzeiten geht oft vom Vorstand aus. Daher wird bei einer Fusion meist niemand an der Spitze gegen seinen Willen vor die Tür gesetzt, wie unsere Grafik zeigt. Doch es gibt Ausnahmen.

Jan Schrader,
Logo der Volks- und Raiffeisenbank
Logo der Volks- und Raiffeisenbank © AdobeStock

Zurückgelassen wird niemand: Seit die Frankfurter Volksbank im vergangenen Jahr mit der kleineren Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg zusammenging, sind alle vier Vorstandsmitglieder der Juniorpartnerin in der Spitze der Frankfurter vertreten. Mit neun Köpfen erreicht der Vorstand mit Bankchefin Eva Maria Wunsch-Weber eine beachtliche Größe.

Anderswo ein ähnliches Bild: Die 2023 per Fusion geborene Volksbank Darmstadt Mainz nahm damals alle acht Vorstandsmitglieder mit, die Volksbank Kraichgau vergrößerte die Führungsriege nach Fusion mit der Nachbarin in Bretten 2023 ebenfalls auf acht. Mittlerweile sind hier wie dort bereits Führungskräfte im Rentenalter ausgeschieden. Andere Adressen verabschiedeten schon während oder kurz vor der Fusion gleich mehrere Vorstände in den Ruhestand, etwa die Volksbank im Münsterland während der Hochzeit mit der Nachbarin in Warendorf 2024 oder die Verbundvolksbank OWL anlässlich der Übernahme der Bank in Salzkotten 2022.

Führungskräfte von 60 Jahren oder älter sind um den Zeitpunkt einer Fusion häufig anzutreffen. Ein nahender Ruhestand erleichtert das Vorhaben, denn so lässt sich der Vorstand ohne Aufsehen wieder auf angemessene Größe verkleinern. Das ist gerade für Volks- und Raiffeisenbanken wichtig: Solange keine Not herrscht, geht die Initiative für eine Fusion häufig zuerst vom Vorstand aus. Dabei binden die Beteiligten möglichst alle ein.

Es gibt Ausnahmen: Die Volksbank pur in Karlsruhe verzeichnete im Jahr 2023, ein Jahr nach der Mehrfachfusion, mit Martin Schöner (55) und Jürgen Faupel (53) zwei Abgänge von Managern im besten Alter. In einer Krise wiederum gibt es ohnehin kein Halten. So hat die angeschlagene Raiffeisenbank im Hochtaunus gerade dem langjährigen Chef Achim Brunner (56) vor der Fusion mit der Volksbank Mittelhessen den Stuhl vor die Tür gesetzt.

Bald gehen einige langjährige Bankchefs nach einem Zusammenschluss in den Ruhestand. In Frankfurt hätte „Fusionsveteranin“ Wunsch-Weber (60) vielleicht noch Zeit für ein weiteres Vorhaben. Die Co-Chefs der Volksbank Darmstadt Mainz, Uwe Abel (61) und Matthias Martiné (62), dürften mit der großen Verschmelzung bereits ihre Karrieren gekrönt haben. An der Spitze der Volksbank Mittelhessen wird Peter Hanker (61) mit der anstehenden Mehrfachfusion seine Laufbahn schmücken. Auch dort dürfte der Vorstand allerdings kräftig wachsen.

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