Wie Geldwäscher ihre Geschäfte über Banken und Sparkassen abwickeln
Immer wieder stellen Kunden ihr Konto für Geldwäsche bereit. Das Problem betrifft die gesamte Bankenbranche, wie eine PLATOW-Analyse von Gerichtsmeldungen zeigt. Doch die Fälle ähneln sich.

Falsche Liebe kann teuer sein: Unbekannte Betrüger nutzten die Identität einer jungen Frau, um einen Mann über eine chinesische App zu umwerben. So drängten die Betrüger das verliebte Opfer, Geld an ihre angeblich kranke Familie in China zu überweisen. Ein Konto bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden stellte die Frau als Finanzagentin selbst bereit. Das Geld sollte sie in Empfang nehmen und nach China transferieren. Pech für die Frau: Eine Zahlung von 19.000 Euro wurde wieder auf ihr Konto zurückgebucht, der Betrug flog auf (Az. R007 VRs 285 Js 26410/25).
Der Liebesbetrug ist ein schillerndes Beispiel für Geldwäsche, über das Staatsanwaltschaften landauf, landab berichten. Die Ermittler suchen über offizielle Mitteilungen nach geschädigten Personen. Daraus sind einige Muster von Geldwäschefällen erkennbar. Wir haben 14 dieser Mitteilungen von April bis September näher angesehen. In allen Fällen bot eine dritte Person ihr Konto an, um Geld aus dubiosen Quellen anzunehmen und weiterzuleiten.
„Finanzagenten“ gesucht
So ließ sich ein Kunde von N26 als „Finanzagent“ anheuern und stellte das Konto für Geld aus Straftaten bereit (Az. 31 Js 525/24 V). Bei der Volksbank Mittelhessen bot ein Kunde sein Konto an, um Geld in Empfang zu nehmen und ins Ausland weiterzuleiten (Az. 2 Cs 630 Js 26860/24). Ein weiterer Mann sammelte bei einer nicht genannten Bank als „Assistent einer Finanzabteilung“ 99 Zahlungseingänge („Kundengelder“) von verschiedenen Personen ein und leitete sie auf drei Wallets der Kryptohandelsplattform Bitpanda (Az. Js 8808/23).
Manchmal macht auch Fahrlässigkeit aus einem Bankkunden einen Geldwäschekomplizen: So gab sich ein Betrüger als Bankmitarbeiter aus und erfragte bei einem Kunden der Targobank die Zugangsdaten für das Konto (Az. 843 Cs 313 Js 102295/23). Über das Konto flossen Zahlungen, die mit dem Verwendungszweck konkrete Verkäufe andeuteten, etwa „Jutec 6000 S 2 Zoll(60mm) Rohrbiegemaschine“.
Alle Banken betroffen
Betroffen sind alle Geldhäuser. Größere Privatbanken mit Massengeschäft begegnen uns in Mitteilungen zu Betrug und Geldwäsche ebenso wie Direkt- und Digitalbanken, aber auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Allerdings ist unsere Stichprobe zu klein und die Fälle sind zu heterogen, um einzelne Institute mit ihren Verfehlungen hervorzuheben. Ohnehin liegen die heute gemeldeten Betrügereien mitunter bereits Jahre zurück.
In vielen Fällen verkaufen Betrüger Waren nur zum Schein, etwa über vermeintliche Online-Websites oder über Kleinanzeigen-Portale. So nahm der erwähnte Finanzagent bei der Volksbank Mittelhessen Geld aus vermeintlichen Verkäufen über Ebay-Kleinanzeigen und der Textilplattform Vinted entgegen.
Vorgeschobene Gründe
Manchmal werden auch Gründe erfunden: Auf ein Konto der Sparkasse Harburg-Buxtehude ging Geld aus „Miete und Mietkaution“ ein (Az. 134 Js 4535/25 VRs). In einem anderen Fall nahm eine Frau Geld von vermeintlichen Klienten einer erfundenen Steuerkanzlei auf ihrem Konto bei der Commerzbank in Empfang und wandelte die Mittel anschließend in Bitcoin (Az. 426 Js 31795/23 V).
Nicht selten kommt das Geld über viele Zahlungen von verschiedenen Personen. Für ein weiteres Konto von N26 listet die Staatsanwaltschaft 23 Zahlungen auf, die von jeweils 600 Euro bis 10.000 Euro reichen. Insgesamt zahlten zwölf Personen Geld ein (Az. 11 Js 46297/23). Auf ein Konto der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen kamen verdächtige Zahlungseingänge aus 26 Konten zusammen (Az. 65 VRs 2075/24).
Täter bleiben unbekannt
Die „Finanzagenten“ fliegen auf, doch die Betrüger dahinter kommen davon. In der Mehrzahl der Fälle vermerkt die Staatsanwaltschaft, die Täter seien „unbekannt“. Auch von den Drahtziehern der erfundenen Liebschaft fehlte die Spur.