Wie Vobapay das ‚später zahlen‘ in die Läden bringen will

Vobapay, der Payment-Service-Provider der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank (VVRB) mit Sitz in Reinheim, startete vor ca. einem Jahr mit Zahlungslösungen für Handel und Kommunen. Im September führte das Fintech „Buy Now Pay Later“ (BNPL) für den stationären Handel ein: Kunden scannen nach Vorlage eines Ausweises einen QR-Code, wählen Raten- oder Rechnungskauf auf ihrem Handy und der Händler erhält sofort sein Geld. Vobapay übernimmt das Risiko des Zahlungsausfalls gegen eine Transaktionsgebühr. Doch braucht das überhaupt jemand?
Bisher hat der Rechnungskauf im Einzelhandel weniger als 2,7 % Anteil am Gesamtumsatz, dagegen werden im Onlinehandel über ein Viertel der Zahlungen über den Rechnungskauf abgewickelt, der Anteil von Ratenzahlungen liegt bei 3,9 Prozent. Laut Handelsverband Deutschland ist der Rechnungskauf vor allem im B2B-Handel verbreitet, Raten- und Kreditkauf vor allem in höherpreisigen Branchen wie dem Fahrrad- oder Möbelhandel.
Dennoch ist Ralf Linden, Geschäftsführer von Vobapay, überzeugt, dass BNPL im stationären Handel ankommen wird: „Die Zeiten haben sich gewandelt, Verbraucher wollen auch mal testen und vielleicht zurückgeben können oder sich mit Ratenkauf etwas leisten können.“ Gerade weil es noch wenige Anbieter abseits von Klarna und Easycredit gibt, könne man sich hier in Stellung bringen. Mit dem Marktstart war Linden zufrieden. „Trotzdem haben sich unsere Erwartungen noch nicht erfüllt, es dauert manchmal etwas, bis Innovationen angenommen werden.“ Deshalb will Vobapay mehr Werbung machen. Zielgruppe sind große Händler (über 30 Mio. Euro Umsatz) und die Baubranche im B2B-Bereich. „Durch Sanierungsprogramme und die Energiewende müssen große Summen bewegt werden“, erklärt Linden. „Mit unserer Lösung können Bauhändler ihre Zahlungen absichern.“ Das Zahlungsausfallrisiko teilt sich Vobapay mit Kreditversicherern und anderen Zahlungsdienstleistern.
Die VVRB unterstützt Vobapay bei der Kundengewinnung. Neben dem Handel setzt Vobapay noch auf ein anderes Standbein: Zuletzt konnte das Fintech 100 Kommunen als Kunden gewinnen. Die Zahlungslösungen kommen in der Verwaltung zum Einsatz, etwa um Gebühren für die Ausstellung eines Führungszeugnisses zu zahlen. „Die Bürger wollen auch im Bürgeramt mit modernen Lösungen wie Apple Pay und Google Pay bezahlen können“, sagt Linden. Für die Zukunft liebäugelt Vobapay mit dem B2B-Handel in der Automobilwirtschaft. Hier habe es laut Linden einen ersten Austausch zum Thema Tanken gegeben. Auch das Thema Gesundheit hat das Fintech auf dem Schirm, vor allem die Abrechnung zwischen Ärzten und den gesetzlichen Krankenkassen.