Wiesbadener Volksbank – Gutes Omen für die Branche
Nach den Rekorden des Jahres 2023 hatte die Deutsche Bundesbank die Finanzhäuser auf einen möglichen Einbruch beim Zinsergebnis eingestimmt und vor Risiken im Kreditgeschäft gewarnt. Die Wiesbadener Volksbank zeigt, wie es 2024 wirklich gelaufen ist.

Ein purzelnder Zinsüberschuss und hohe Lasten im Kreditgeschäft zählen zu den Hiobsszenarien für die Bankenbranche: Die Wiesbadener Volksbank, die an diesem Donnerstag besonders früh die Rechnung für das zurückliegende Jahr präsentierte, zeigt allerdings ein Ergebnis ohne Schrecken – ein gutes Omen für die zuletzt in Teilen gebeutelte Gruppe der Genossenschaftsbanken.
So markiert der Zinsüberschuss mit 112 Mio. Euro ein Plus von immerhin 1,4%, nachdem der Wert im Vorjahr im Vergleich zur damals in diesem Segment boomenden Branche nur geringfügig gewachsen war. Nun aber blieb zumindest in Wiesbaden ein Einbruch, wie ihn die Bundesbank seinerzeit für 2024 befürchtet hatte, aus. Zwar musste auch die Volksbank mehr Mittel aufwenden, weil Kunden ihr Geld von Sicht- in Termineinlagen umschichteten und das für Banken lukrative TLTRO-Programm der EZB auslief. Der Zinsaufwand kletterte um rund 54% auf 110 Mio. Euro. Doch zugleich lief die Zinsbindung alter Darlehen aus, was zu höheren Erlösen führte. Auch der Provisionsüberschuss fiel mit plus 11,8% auf 43 Mill. Euro positiv aus. Dazu trugen das Wertpapiergeschäft, die Vermögensverwaltung, der Zahlungsverkehr und die Immobilienvermittlung bei. Für 2025 zeigte sich Vorstandschef Matthias Hildner insgesamt optimistisch.
Im Kreditgeschäft präsentiert sich die Bank auf den ersten Blick schwach: Der Bestand sank um 0,7% auf 5,64 Mrd. Euro. Es handelt sich um den ersten Rückgang seit mehr als zwei Jahrzehnten. Für die gesamte genossenschaftliche Gruppe hatte der BVR vor wenigen Tagen noch ein Plus von 2,4% vermerkt. Die Wiesbadener bedienen im Kreditgeschäft vor allem gewerbliche Kunden, wie Bankchef Hildner sagt. Angesichts von Rezession und Immobilienmarktflaute halte sich die Kundschaft zurück.
Kreditausfälle seien aber selten. So fiel das Bewertungsergebnis mit minus 6,7 Mio. Euro etwas besser aus als im Vorjahr. Vereinzelt gebe es Ausfälle, eine „Insolvenzwelle“ sehe er aber nicht, sagt Hildner. Die Stimmung der Firmen sei getrübt, doch die Firmen seien solide kapitalisiert.
Die größte Schwäche der Wiesbadener liegt somit auf der Kostenseite: Der Verwaltungsaufwand stieg um 6,4% auf 104,8 Mio. Euro. Dabei erhöhten sich der Personalaufwand und der Sachaufwand besonders stark, während die Belastungen aus Abschreibungen fielen. Mit der Aufwand-Ertrag-Relation von 65,5% ist Hildner lediglich „einigermaßen“ zufrieden. Unterm Strich steht ein Jahresüberschuss von 13,9 Mio. Euro und damit kaum mehr als im Vorjahr.
In der Debatte über eine Reform der Sicherungseinrichtung, die stärkere Kontrollrechte für den BVR mit sich brächte, stellt sich Hildner hinter den Verband. Das Anliegen sei „völlig richtig“.