Wirtschaftsforscher sieht Banken für Insolvenzwelle gewappnet
Die Insolvenzwelle deutscher Unternehmen trifft Banken und Sparkassen aus Sicht des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nur mit geringer Wucht. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Situation“, sagt Institutspräsident Reint Gropp im Gespräch mit PLATOW. „Doch die deutschen Banken können sehr viel absorbieren.“
Im vergangenen Jahr meldeten nach aktueller Zählung des Instituts 15.580 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an. Das ist ein Plus von 34% im Vergleich zum Jahr 2023 und von 49% im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt ab 2016. Allein im abgelaufenen vierten Quartal kam 4.215 Insolvenzen zusammen, so viele wie in keinem anderem Jahresviertel seit der Finanzkrise 2009.
Eine schwache Konjunktur und die Zinswende belasteten viele Unternehmen, sagt Gropp. Auch sehen die Forscher „Nachholeffekte“, also das späte Scheitern von Problemfirmen, die während der Pandemie und Energiekrise noch von staatlichen Hilfen lebten. Darüber hinaus erkennt Gropp einen starken Anstieg der Firmenpleiten in der Branche der Automobilzulieferer. Die Statistik speist sich aus Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte.
Im neuen Jahr zeichnen sich somit mehr Kreditausfälle ab, vermutet er. Das werde in der Ergebnisrechnung und Eigenkapitalquote der Kreditwirtschaft spürbar sein. „Die Probleme werden sich irgendwann auf die Banken auswirken.“ Doch eine hohe Profitabilität und Kapitalausstattung ließen der Branche ausreichend Spielraum. Banken und Sparkassen stünden somit weiterhin als Geldgeber bereit. „Eine Kreditklemme sehe ich nicht.“
Die Insolvenzwelle sei vermutlich noch nicht einmal das größte Risiko im Kreditgeschäft. Sorgenkind bleibe vielmehr die gewerbliche Immobilienfinanzierung. Bereits im Jahr 2023 hatten Geldhäuser wie BayernLB, Helaba, Aareal Bank und Pfandbriefbank in der Immobilienfinanzierung jeweils dreistellige Millionenbeträge für die Risikovorsorge reserviert. Die Zinswende und eine geringe Nachfrage nach Büroflächen belasteten das Segment weiterhin, warnt nun Gropp.
Aus der Kreditwirtschaft kamen zuletzt verhalten optimistische Töne. So hatte Pfandbriefbanken-Präsident Gero Bergmann im Dezember erklärt, dass die Branche den Höchstwert in der Risikovorsorge für Immobilienkredite bereits hinter sich gelassen habe. Doch für Entwarnung sei es noch zu früh, relativierte er.