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Zahlungsverkehr – So abhängig sind wir von den USA

Die USA dominieren mit Visa, Mastercard und Paypal die Welt des Zahlungsverkehrs. Das schafft gefährliche Abhängigkeiten. Wie sich Europa wehren könnte.

Jan Schulte,
Ein Riese im Zahlungsverkehr
Ein Riese im Zahlungsverkehr © AdobeStock | sitthiphong

Die Aufregung, als Paypal-Zahlungen blockiert wurden, war groß. Denn sie zeigte: Europa ist in Sachen Zahlungsverkehr abhängig von einigen wenigen Anbietern – und die kommen allesamt aus den USA. Das ist relevant für Verbraucher, Händler und auch für Unternehmen, die Geld weltweit überweisen müssen. Zwar gibt es hierzulande Projekte, mit denen sich Souveränität im Zahlungsverkehr zurückgewinnen lassen könnte, doch brauchen die vor allem noch Zeit.

Zunächst ein Blick auf die Kartenzahlungen. Laut EZB sind sie die dominante elektronische Zahlungsmethode in der EU. 2023 liefen 54% aller bargeldlosen Transaktionen über Karten ab. Von ihnen entfielen 61% auf internationale Kartensysteme. Und das bedeutet vor allem Visa und Mastercard. Ein schlagkräftiges, aus Europa kommendes Pendant fehlt bislang. „Einzelne Länder haben ihre eigenen Systeme, hierzulande etwa die Girocard, doch mehr gibt es aktuell noch nicht“, sagt Finanzexperte Nikola Jelicic von Zeb. Werden also Mastercard und Visa einmal gekappt, könnten Verbraucher in jedem Land nur noch mit ihrer nationalen Lösung zahlen. „In manchen europäischen Ländern bleibt als Alternative dann nur das Bargeld“, sagt Jelicic – vorausgesetzt, man kann es noch abheben.

Wero muss sich erst noch beweisen

Vielleicht wird es Wero schaffen, europaweit als Bezahlmittel akzeptiert zu werden. Auch der digitale Euro mischt da mit. „Mit geostrategischen Argumenten überzeugt man aber am Ende keine Verbraucher, die Zahlungen müssen schon reibungslos laufen, die Gebühren für Händler geringer sein als bei der Konkurrenz“, sagt Jelicic. Bis das so weit sei, könnten im Falle von Wero noch gut drei bis vier Jahre vergehen, schätzt der Experte. Beim digitalen Euro dürfte es noch länger brauchen.

Noch ein Blick auf die Welt der Überweisungen: International wird dafür das SWIFT-System genutzt, Hauptsitz: Belgien. Das klingt erst mal nach europäischer Dominanz, doch der Eindruck täuscht. „Über 50% der internationalen Zahlungen werden in der Leitwährung US-Dollar abgewickelt, und vor allem hier partizipieren die großen US-Banken wie Bank of Amercia, J.P. Morgan Chase oder die Citigroup mit“, sagt Alexander Scheibel, Produktverantwortlicher beim Finanzdienstleister Riverty, der zu Arvato und damit Bertelsmann gehört.

Stablecoins als Ausweg?

Technisch sei es leicht möglich, ein Land aus SWIFT auszuschließen, etwa wenn Nationen Sanktionen beschließen wie für Banken aus dem Iran und Russland. Europäer könnten im Ernstfall noch auf ihr SEPA-System umschwenken, nur bleibe das eben innerhalb Europas Grenzen. Was helfen kann: Stablecoins. Mit ihnen lässt sich an SWIFT vorbei Geld über Ländergrenzen hinweg verschieben und das schneller und kostengünstiger. Das Problem dabei laut Jelicic: „Die großen Stablecoins sind auf den US-Dollar denominiert und auch das schafft wieder neue Abhängigkeiten.“ Es ist also ein schwerer Weg zur europäischen Zahlungssouveränität.

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