Zalando – „Nachbote“ der Branche

Ende 2021 hatte Zalando noch den breiten Ausbau seiner Logistikkapazitäten durch zwei neue Zentren in Polen (4 300 Arbeitsplätze), sowie je eines in Frankreich und im hessischen Gießen (1 700 Arbeitsplätze) angekündigt. Das größere Zentrum in Polen sollte ursprünglich bis Mitte 2023 in Betrieb genommen werden. An den Planungen habe sich nichts geändert, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Auch die Inbetriebnahme in Gießen dieses Jahr stehe nach wie vor an. Gleichzeitig habe Zalando seine Investitionen in die Logistikinfrastruktur angepasst und „den weiteren Ausbau der Kapazitäten verlangsamt.“
Beim deutlich größeren Konkurrenten, der Hamburger Otto-Gruppe (Umsatz 2021/22: 15,9 Mrd., Gewinn: 1,8 Mrd. Euro), ist Personalabbau derzeit „kein Thema“, wie wir auf Nachfrage erfahren. „Auch wir nehmen die aktuellen Herausforderungen am Markt wahr. An dem Kurs, unser Geschäft als Onlineshop auszubauen und das Sortiment weiter zu diversifizieren, halten wir fest“, sagte uns ein Sprecher. Gleiches gelte für die „fortgesetzten, millionenschweren Investments in unseren Tech-Segmenten“.
Julian Riedlbauer, Partner bei der M&A-Beratung GP Bullhound, sieht Zalando nicht als Vorboten für weitere Jobkürzungen in der Branche: „Diverse E-Commerce- und Direct-to-Consumer-Firmen und auch Amazon-Aggregatoren in Deutschland haben in den letzten Monaten schon zahlreiche Stellen abgebaut.“ Jedoch müssten sie das nicht ankündigen, da sie nicht börsennotiert und damit nicht publizitätspflichtig sind. „Zalando agiert mit seiner Marktkapitalisierung und soliden Finanzzahlen weiter aus einer Position der Stärke“, meint Riedlbauer. Anderen Firmen (Home24, Fashionette, Westwing) sei es deutlich schlechter ergangen. ck