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Zetsche hat Vertragsverlängerung längst in der Tasche

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Der wichtigste Posten in der Bilanz von Dieter Zetsche nach bald sieben Jahren an der Spitze von Daimler ist noch immer die erfolgreiche Auflösung des für die Schwaben existenzbedrohenden Chrysler-Abenteuers. Dazu kommt die bis Jahresende geplante Abgabe weiterer EADS-Anteile an die KfW, die nach der geplatzten Fusion mit BAE Systems im Wert glücklicherweise wieder gestiegen sind, und die strategische Partnerschaft mit Renault Nissan, die dabei hilft, die Kosten in der Motorenfertigung und beim Smart zu senken.

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Bei vielen operativen Kennzahlen hinkt Daimler dagegen hinter seinen Konkurrenten Audi und mehr noch BMW her, wie sich auch am Donnerstag, wenn CFO Bodo Uebber die Q3-Bilanz vorstellt, zeigen wird. Entsprechend rumort es in der Gerüchteküche. Bei Daimler hat man vor allem Aktienanalysten als Urheber der Spekulationen identifiziert. Schnell heiße es da, die Kosten seien zu hoch. Daimler habe etwa im Vergleich mit BMW 10 000 Mann zu viel an Bord. Dabei wird übersehen, dass die Schwaben eine größere Fertigungstiefe haben. Von Achsen bis hin zum Getriebe macht Daimler noch vieles selbst. Auch im Vertrieb, bei Daimler über Niederlassungen und nicht wie bei BMW über selbständige Händler organisiert, steckt viel eigene Manpower. Ob dies so bleibt, ist offen. Der Erfolg gibt BMW Recht und Daimler hätte nicht eine der stärksten Automobilmarken geschaffen, wenn nicht immer wieder auch Grundsätzliches in Frage gestellt und geändert worden wäre.

Ein erster Schritt ist das Programm „Fit for Leadership“, zu dem bald, wenngleich noch nicht am Donnerstag, Details genannt werden. Zetsche ist sich bewusst, dass er seinen Kritikern am Kapitalmarkt Geduld abverlangt. Dies gilt auch mit Blick auf die Produktpalette, bei der in den kommenden zwei Jahren mehr neue Modelle auf den Markt kommen sollen als bei der Konkurrenz. Nervös muss Zetsche, dessen Vertrag bis Ende 2013 läuft, aber nicht sein: Während es am Markt noch heißt, Zetsche müsse um eine Verlängerung zittern, hören wir aus Stuttgart, dass dies intern längst ausgemachte Sache sei. Nur aus Gründen der Corporate Governance darf sich der Aufsichtsrat erst ab Januar 2013 mit dem Thema befassen. Spätestens dann wird es um Daimler wieder ruhiger.

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