Genos

Zinsmisere trifft Sparda-Banken Hessen und Augsburg

Die meisten Sparda-Banken haben die Zinswende gemeistert, doch in Hessen und Augsburg brechen die Zinserträge ein. Beide Institute fahren eine ungewöhnliche Anlagepolitik.

Jan Schrader,
Sparda Bank Zentrale
Sparda Bank Zentrale © AdobeStock

Einlagen einsammeln, Wohndarlehen ausreichen: So lautet das traditionell eher risikoarme Geschäftsmodell der Sparda-Banken. Die Sparda-Bank Hessen und die kleine Sparda-Bank Augsburg nahmen aber auch höhere Wertpapierbestände in die Bilanz – und zeigen sinkende Erträge. Im vergangenen Jahr brach der Zinsüberschuss, die Differenz aus Zinserträgen und Zinsaufwand, in Hessen um 59% auf 19,6 Mio. Euro ein und in Augsburg um 44% auf 5 Mio. Euro.

Auffällig niedrig ist in Hessen das Wohnkreditvolumen. Die viertgrößte Sparda-Bank Deutschlands kommt auf eine Bilanzsumme von 9,5 Mrd. Euro, während das Volumen der besicherten Darlehen 2,5 Mrd. Euro ausmacht und damit kaum mehr als ein Viertel der Bilanzsumme. Die Zinserträge sind mit 99,6 Mio. Euro ebenfalls gering, so dass der im Jahresvergleich nahezu verdoppelte Zinsaufwand von 80 Mio. Euro ins Gewicht fällt.

Umfangreich ist in Hessen hingegen die Position „Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere“, und zwar mit 2,3 Mrd. Euro, also knapp einem Viertel der Bilanzsumme. Auch andere Sparda-Banken führen derartige Positionen in der Bilanz, auffällig ist jedoch die Höhe. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Spezialfonds, wie die Bank auf Anfrage erklärt. Auf Immobilienfonds entfällt demnach ein kleiner Anteil von 7,5%. Die übrigen 92,5% sind über Spezialfonds in Anleihen und Kassenpositionen angelegt.

Offenbar brachte die Zinswende Wertverluste mit sich. Bereits im Jahresabschluss für 2023 sprach die Bank von „vorübergehenden Wertminderungen“ in Spezialfonds, die voraussichtlich bis 2027 wieder aufgeholt würden. Weitere Wertminderungen im Direktbestand seien bis 2028 einholbar.

Höhere Bestände liefern aber auch mehr Erträge, und zwar 65,8 Mio. Euro im Jahr 2024 nach 44,7 Mio. Euro im Jahr zuvor. Auch dieser Wert ist auffällig hoch. Der Jahresüberschuss der Sparda-Bank Hessen erreicht mit 10,1 Mio. Euro das Niveau des Vorjahres.

Schwierig ist die Lage der Sparda-Bank Augsburg. Der Bestand an besicherten Immobiliendarlehen liegt mit 700 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von 1,6 Mrd. Euro zwar eher in gewöhnlicher Höhe. Trotzdem sind die Zinserträge mit 17,3 Mio. Euro auch hier gering, während sich der Zinsaufwand auf 12,3 Mio. Euro ebenfalls nahezu verdoppelt hat. Der Bestand der nicht festverzinslichen Wertpapiere ist mit 286 Mio. Euro, das sind 18% der Bilanzsumme, ebenfalls hoch.

Ein positiver Bewertungseffekt von 5,3 Mio. Euro, der sich auf bestimmte Wertpapiere und auf die Kreditrisikovorsorge bezieht, rettet das Ergebnis. Unter Strich stehen 0,8 Mio. Euro. Die Bank schreibt uns, sie blicke „sehr zuversichtlich“ auf das laufende Jahr und auf kommende Jahre. Die Eigenanlagen seien „breit diversifiziert“.

Andere Sparda-Banken sehen meist einen moderaten Rückgang im Zinsüberschuss, so auch die drei größten Häuser Sparda-Bank Baden-Württemberg (–3%), Sparda-Bank West (–9%) und Sparda-Bank Südwest (–7%). Deutlicher tritt die Sparda-Bank Nürnberg mit minus 18% hervor. Insgesamt schlägt sich die Gruppe aber besser als die PSD Banken, wo der Zinsüberschuss im vergangenen Jahr nach unserer Analyse reihenweise eingebrochen war.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse