Zinstreiber USA – Mit Folgen für unsere Banken
Der Haushaltsstreit in den USA ist fürs Erste beigelegt. Das ist für die Stimmung an den Märkten im ersten Moment zwar gut, aber die Folgen für die Kreditwirtschaft kommen einem Erdbeben recht nahe. Dessen seismische Wellen reichen bis nach Deutschland und werden unsere Banken, Sparkassen und Volksbanken nicht kalt lassen.
Um nach der über Monate verhängten Haushaltssperre wieder Geld in die leergefegte Staatskasse zu bekommen, um den Beamtenapparat und vieles mehr zu bezahlen, müssen sich die USA am Anleihemarkt bedienen. Experten rechnen mit der Begebung einer seit der Finanzkrise nicht mehr zu beobachtenden Flut kurzlaufender Treasury Bills. Bloomberg geht von einem Volumen von 850 Mrd. Dollar allein in den nächsten vier Monaten aus. Bis Jahresende könnten es bereits 1 100 Mrd. Dollar sein.
Dieser Hunger des US-Fiskus nach frischem Geld hat seinen Preis. Ein weiterer Anstieg der gerne als Indikator herangezogenen Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von aktuell 3,68 (Deutschland: 2,37)% ist so gut wie gesetzt, mit ernsten Folgen für die Banken. Anleger werden den Instituten nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank nun schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit enorme Summen an niedrig verzinster Liquidität entziehen, um sie in attraktivere Staatstitel zu stecken. Die Folgen sind fatal: Die Margenkalkulation für Banken und Sparkassen verändert sich drastisch nach unten, wollen sie das Geld im Hause halten. Bei Liquiditätsengpässen müssten Institute Anlagen vor deren Fälligkeit liquidieren. Je höher die Zinsen steigen, desto größer sind die Kursverluste.
Vom neuerlichen Zinsanstieg in den USA wird sich der europäische Bankenmarkt nicht abkoppeln können. Hier spielt sich das Drama zwar auf niedrigerem Niveau ab, hat aber auch das Zeug für mehr. Die Staatsausgaben steigen auch in Europa. In Deutschland ist die Last des Bundeshaushalts von 476,29 Mrd. Euro (USA 1 607,90 Mrd. Dollar) in Bezug auf die Gesamtbevölkerung von 83,2 Mio. (USA 331 Mio.) schon jetzt größer, dies bei einer im Durchschnitt viel älteren Bevölkerung (D/USA: 44,7/37,9). Und der Kapitaldienst für die höheren Schulden des Staates steigt rasant. Darauf hatte zuletzt Bundesfinanzminister Christian Lindner bei seinen öffentlichen Auftritten auf verschiedenen Verbandstagen der Wirtschaft hingewiesen. Ihm zufolge haben sich die Ausgaben des Bundes für Kreditzinsen innerhalb von zwei Jahren verzehnfacht, von etwa vier Mrd. Euro 2021 auf rd. 40 Mrd. Euro im laufenden Jahr. afs