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Zinsüberschuss der PSD Banken fällt auf breiter Front

Die Zinswende trifft die PSD Banken spät, aber mit Wucht. Der Kampf um Einlagen ist hart, die Zinsüberschüsse sinken. Unsere Analyse zeigt, welche Häuser besonders leiden.

Jan Schrader,
Die PSD Bank Nürnberg, nach Bilanzsumme die größte Bank der Gruppe, sieht einen Einbruch des Zinsüberschusses von mehr als einem Viertel.
Die PSD Bank Nürnberg, nach Bilanzsumme die größte Bank der Gruppe, sieht einen Einbruch des Zinsüberschusses von mehr als einem Viertel. © PSD Bank Nürnberg

Die PSD Banken spüren die Folgen der Zinswende: So verzeichnet die PSD Bank Nürnberg, die größte Adresse der zwölf Institute, im Jahr 2024 einen Einbruch des Zinsüberschusses um 28% auf 23,8 Mio. Euro, während die PSD Bank Koblenz, das kleinste Institut, ein Minus von 60% auf 2,3 Mio. Euro ausweist. Die PSD Bank West meldet minus 33% auf 15,2 Mio. Euro. Den prozentual stärksten Rückgang erlitt die PSD Bank Karlsruhe-Neustadt, wo der Zinsüberschuss um 68% auf 4,2 Mio. Euro nachgab. Auch bei der PSD Bank München ging es bergab, und zwar um 53% auf 6,2 Mio. Euro, wie „Finanz-Szene“ aufgefallen war.

Noch dramatischer fällt der Rückgang in Nürnberg, Koblenz, Karlsruhe und München jeweils im Vergleich zum Jahr 2021 aus, dem letzten Jahr der Tiefzinsphase. Die genossenschaftlichen Häuser haben es damals offenbar versäumt, sich ausreichend gegen steigende Zinsen zu wappnen.

Dabei prägt aktuell oft ein stark steigender Zinsaufwand das Bild. Die PSD Banken, die nur wenige Filialen unterhalten und vor allem digital um Kunden werben, müssen mit hohen Zinsen um Einlagen kämpfen. So schreibt uns Ronny Reißmann, Vorstand der PSD Bank Nürnberg, das Institut habe sich „bewusst“ entschieden, Marktzinsen weiterzugeben.

Björn Engelmann, Vorstand der PSD Bank Koblenz, berichtet uns von einer geringen Anzahl an Hausbankkunden, die ihr Gehaltskonto bei der Bank unterhalten – Ziel sei es, diese Kundengruppe zu vergrößern. Mit dem laufenden Jahr werde er erneut „nicht zufrieden“ sein, danach sei aber Besserung in Sicht, betont er. Nach der zeitweilig inversen Zinskurve – also nach höheren Zinsen für kurze Laufzeiten – sinke das Zinsniveau gerade hier wieder, während die Zinsbindung von Baudarlehen aus der Tiefzinsphase nach und nach auslaufe.

Trotz Kollaps im Zinsergebnis kommen die Banken 2024 auf einen positiven Jahresüberschuss. Die PSD Bank Karlsruhe-Neustadt führt dabei Ausschüttungen aus geschlossenen Fonds in Höhe von insgesamt 12,5 Mio. Euro an, die PSD Bank West zog 9,8 Mio. Euro aus einem Spezialfonds. Auch die Bank in Nürnberg griff unter anderem auf Ausschüttungen aus Fonds zurück. Die PSD Bank Koblenz verweist auf steigende Erträge aus Anleihen, die im Depot A und in Spezialfonds liegen. In München halfen Aufwertungen bei Krediten und Wertpapieren.

Andere Institute sahen 2024 ebenfalls einen Rückgang im Zinsüberschuss, konkret die PSD Bank Hessen-Thüringen (–22%), die PSD Bank RheinNeckarSaar (–20%) und die PSD Bank Nord (–13%). Hier hatte sich der Zinsüberschuss zuvor jedoch in ähnlicher Weise erhöht, so dass der Unterschied zum Jahr 2021 nur gering ausfällt. Wenige Änderungen auf Jahressicht zeigen die PSD Bank Rhein-Ruhr (–3%) und PSD Bank Berlin Brandenburg (–5%). Einen Zuwachs weist die PSD Bank Braunschweig mit plus 10% aus. Die PSD Bank Hannover hat noch keine Zahlen für 2024 vorlegt. Die PSD Banken mögen zinsempfindlich sein. Einige Häuser handelten aber vorausschauender als andere.

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