2023 – Schicksalsjahr der Chemie
Vassiliadis spricht von der Ansammlung an „Mega-Herausforderungen“ und meint den demografischen Wandel, Infrastrukturanpassungen und fehlende Arbeitskräfte. Der Gewerkschaftschef fordert eine klare Priorisierung in Europa (dem Ursula von der Leyen in Davos gerade große Innovationspläne verspricht) und von Olaf Scholz ein Perspektivtreffen, bei dem es um die Zukunft der chemischen Industrie im Land geht. Doch egal, wohin Vassiliadis in seinem Zuständigkeitsbereich Bergbau, Energie und Chemie blickt, sieht er Bedeutungsverluste. Die „Apotheke der Welt“ ist die deutsche Pharma heute nicht mehr. Bei den Energiekosten samt nachteiliger Wettbewerbspolitik ggü. USA und China (Steuer, Regulierung, etc.) ist der Ruf nach neuer Industriepolitik bereits ein Evergreen.
Der Aufbau von Wasserstofftechnologie und Digitalisierung als Ausweg aus der Krise ist dazu das eine. Die Versorgungsnetze auf dem Kontinent das andere. Letzteres benötigt sturmfeste Lieferketten und somit klare Entscheidungen darüber, was vor Ort produziert und was nach Europa importiert werden soll, betont Vassiliadis. Klimapolitische Abwägungen spielen in diesen Prozess unbestritten rein. Die Chemie etwa bekenne sich zur grünen Transformation, könne das aber nur durchziehen, wenn sie am Leben bleibe und mit der nötigen Assistenz ausgestattet sei, ergänzt Vassiliadis. Hier kommt der Kanzler ins Spiel, der schon beim „Bollwerk gegen die Inflation“ im Rahmen der konzertierten Aktion hilfreiche Akzente gesetzt hatte. Auch jetzt gilt sein „You‘ll never walk alone“. In Mainz sicherte Scholz im Austausch mit Malu Dreyer und Chemieakteuren von BASF und Boehringer Ingelheim der Branche seinen Rückhalt zu. Er kündigte u. a. ein „ganz spezielles Format“ an, um über die Zukunft der Chemie zu sprechen. vt