Geldpolitik

Airbus – Verwaltungsrat wirft Ballast der Vergangenheit ab

Seit Tom Enders das Ruder bei der Airbus Group übernommen hat, hat sich Europas Luftfahrtschmiede immer stärker vom einst dominierenden staatlichen Einfluss emanzipiert. Frankreich und Deutschland halten jeweils nur noch rund 11%, Spanien 4%. Die Zentrale wurde gegen erheblichen Widerstand vor allem der bayerischen Politik von München und Paris nach Toulouse verlagert und die Zivilluftfahrt-Sparte als tragende Säule des Unternehmens enger in die Konzernstrukturen eingebunden.

Auf dem Weg zu einem normalen Unternehmen geht es jetzt dem fein austarierten Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in Aufsichtsrat und Vorstand an den Kragen. Die komplexen Strukturen und Doppelbesetzungen in beiden Gremien haben Airbus über Jahre gelähmt. Da die Gruppe in Holland gelistet ist, haben juristisch zwar nur das Board bzw. der Verwaltungsrat etwas zu sagen, dem aus dem „Vorstand“ nur Enders als CEO angehört. Die Trennung in Vorstand und Aufsichtsrat war aber ein Relikt aus der alten Zeit und wurde so von den Vorgänger-Gesellschaften übernommen. Das Board unter Vorsitz von Denis Ranque hat daher nun die konsequente Anwendung des holländischen Rechts angemahnt. Enders 14-köpfiges Führungsteam, das Executive Committee, wird damit zumindest dem Buchstaben nach entmachtet. Die Mitglieder werden künftig von Enders ausgewählt und vom Verwaltungsrat bestellt. Ebenso kann sich Enders künftig grundsätzlich leichter von Kollegen trennen. Die Privilegierung der bisherigen Vorstände bleibt allerdings (u. a. bei den Abfindungsregeln) zunächst erhalten, ebenso ihr Einfluss. Greifen werden die neuen Regeln nach und nach. So werden befristete Vorstandsverträge nicht mehr verlängert, sondern bei Auslaufen in unbefristete Verträge umgewandelt. Auch der Nachfolger des im April zu Philips wechselnden CTO, Jean Botti, bekommt einen neuen Vertrag, wenn der künftige Ressort-Zuschnitt dann endlich feststeht.

Befristete Verträge wird es ab sofort nur noch im Verwaltungsrat geben. Hier soll allerdings für mehr Kontinuität durch eine zeitliche Entzerrung gesorgt werden. Bisher endeten alle Verträge gleichzeitig. Auf der HV Ende April dürften Daimler-Oberaufseher Manfred Bischoff (71), der sich um Airbus verdient gemacht hat, und der frühere BNP Paribas-Vormann Michel Pébereau (72) aus Altersgründen ausscheiden (s. PLATOW v. 24.2.). Ex-EZB-Chef Jean Claude Trichet (71) wird dagegen noch ein klein wenig verlängern.

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