Finanzindustrie

Banken-Regulierung – Dienstleister wittern Geschäft

Die Regulierungswelle, die in den Jahren nach Lehman (2008) Europa und die Welt erfasste, kostet die Finanzindustrie nach Berechnungen von Bearing Point 70 Mrd. US-Dollar (ohne Personal) allein für technologische Aufrüstung und Betrieb.

Als Lösungsanbieter für die Nöte der Branche empfehlen sich am Rande der mittlerweile 26. RegTech Convention in Frankfurt die Experten von BearingPoint RegTech. Vor allem das umfangreiche Meldewesen an die Aufsichtsbehörden (EZB, EBA, BaFin) sei zu organisieren und koste. Der Moment, solche Gelder zu stemmen, erscheint vor allem für Banken denkbar ungünstig, nagen doch die Minus-Zinsen der EZB an den Erträgen. Dienstleister wie das als selbständiges Profitcenter im Bearing Point-Verbund agierende RegTech-Team um CEO Jürgen Lux und dem auf Regulierungsthemen spezialisierten Maciej Piechocki bewerben sich um diesen Markt.

Dazu zählt auch die BSM BankingSysteme und Managementberatung, Teil der internationalen MSG Systems. Für Piechocki ist die große Regulierungswelle mit immer neuen Vorschriften, abgesehen vom Basel-Prozess, erst einmal vorbei, aber der Druck seitens der Bankenaufseher, die viel besser aufgestellt seien als vor der Krise, werde weiter wachsen. Während die Regulierung durch ihre europaweite Vereinheitlichung einen Industrialisierungsprozess durchlaufen habe, seien die Banken mangels Fusionen zurückgeblieben. Dass das Kostenproblem über Fusionen und Skaleneffekte gelöst wird, halten die Experten von BearingPoint RegTec nach fünf Jahren des Abwartens eher für unwahrscheinlich. Die Hürden für Zusammenschlüsse im Banking in Deutschland und Europa seien zu hoch.

Was in Österreich mit der AuRep als Gemeinschaftsunternehmen österreichischer Banken mit dem Segen der Oesterreichischen Nationalbank bereits 2013 gelungen sei, sei woanders kaum denkbar. Sparkassen und Genossenschaftsbanken seien mit ihren eigenen Systemen (z. B. Fiducia & GAD) ohnehin außen vor. Aus dem Bereich der deutschen Privatbanken rechnet sich Bearing Point RecTec für seine neue „RecTec Factory“ ca. 80 bis 100 Kunden aus. Das komplexe Meldewesen lasse sich elegant über einen Dienstleister lösen, ohne unüberwindbare Hürden bei Compliance und Governance. Kostenlos sei jedoch keiner der möglichen Wege, resümiert Lux: „Wer sparen will, muss zunächst investieren.“

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