Bankensektor

Bankmitarbeiter sind ihren Arbeitgebern überraschend treu

Die krisengeplagte Credit Suisse (s. S.1) ist aufgrund der Skandalwehen ein statistischer Ausreißer, und steht dennoch symptomatisch für etwas, das nun Lünendonk & Hossenfelder herausgefunden hat: Die Fluktuationsquote von Mitarbeitern in Deutschland wächst stetig.

09. März 2023
Mitarbeiter im Team (Symbolbild)
© CCO

Demnach wechselten letztes Jahr 5,2 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (15,2%) die Firma (2021: 17,3%, 2019: 12,5%). Der Anstieg 2021 ist laut den Studienautoren auf einen Nachholeffekt aus dem ersten Corona-Jahr zurückzuführen. Im Untersegment Banken & Versicherungen (5 012 Personen bzw. 3,4% der Befragten) lag die Quote 2022 bei 12,4% (2021: 16,5%).

Für Personalvermittler ist das eine gute Nachricht: 2022 waren sie bei knapp einem Drittel (30%) beteiligt. Für die Institute hingegen sind die Wechsel mit Kosten verbunden, die zu inflationsbedingten Lohnerhöhungen hinzukommen. Ein gewisses Grundrauschen an Fluktuation gab es schon immer. Gerade in sehr kompetitiven Berufen, etwa dem Investmentbanking, wird ein Wechsel zur Konkurrenz alle paar Jahre nahezu erwartet. So können Top-Leute ihren Marktwert unter Beweis stellen. Doch seit dem coronainduzierten Boom von mobilem Arbeiten wächst der Eindruck, dass die Arbeitnehmerloyalität auf historischem Tiefstand ist.

Mehr als die Hälfte der Berufstätigen (56%) strebt laut Lünendonk-Analyse mit dem Wechsel eine Führungsposition an. Dabei sei mehr Gestaltungsraum fast genauso wichtig wie ein höheres Gehalt. Gestiegene Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit hätten 2022 nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Knapp ein Viertel (24%) gab an, aufgrund der aktuellen Lage wechselbereiter zu sein. Bei all dem sollten sich Arbeitnehmer allerdings klarmachen, dass es die eierlegende Wollmilchsau auch in Zeiten von Remote Work und Fachkräftemangel in den seltensten Fällen gibt und Negativeffekte bei zu häufigem Wechseln überwiegen könnten. Der eigene berufliche Erfolg ist schließlich immer auch zu einem gewissen Grad von der Situation des Arbeitgebers abhängig. ck

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