Geldpolitik

Bei Bundesanleihen ist die Blase schon geplatzt

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Die stärker als erwartet gestiegenen Inflationsraten sowohl in Deutschland als auch in Europa im Monat Mai ließen die Kurse besonders am deutschen Rentenmarkt kräftig einbrechen. Im Euroraum stieg der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 0,3% nach 0,0% im April. Die Kerninflationsrate kletterte sogar von 0,6% auf 0,9%, den höchsten Stand seit August 2014.

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Damit markiert das zum Start des europäischen QE erzielte Zinstief bei 0,05% für zehnjährige Bundesanleihen wohl die Wende. An der Eurex dürfte der Bund-Future, eine synthetische Future-Notierung für langlaufende Bundesanleihen, seine Hochmarke von über 160 Punkten nicht mehr erreichen. Wird das jüngste Tief bei 151 Punkten unterschritten, könnte die 10-Jahres-Rendite bis auf 1% klettern. Freilich stehen dem bis auf weiteres die Anleihekäufe der EZB wie ein Puffer entgegen.

Damit wiederholt sich in Europa eine Entwicklung, die sich bei allen drei Anleihekauf-Programmen in den USA schon gezeigt hat. Im Vorfeld und zu Beginn sinken die Renditen, um unmittelbar danach anzuziehen. Der Hintergrund ist folgender: Hat das Quantitative Easing der Notenbank Erfolg, steigen zuerst die Inflationserwartungen, dann die Teuerung selbst, und die Wirtschaft belebt sich. Im zweiten Halbjahr spricht in Europa viel für dieses Szenario. Der Ölpreis hatte seine entscheidende Schwäche im zweiten Halbjahr 2014. Schon bei unveränderten Notierungen von derzeit ca. 60 Dollar kommen irgendwann im zweiten Semester 2015 positive Beiträge zur Teuerung. Bei vielen Rohstoffen ist eine ähnliche Reaktion zu vermuten. Die Basiseffekte werden erheblich sein.

Der Rat für Inhaber von Anleihen lautet in einem solchen Umfeld, die Laufzeiten zu verringern und damit Kursverluste zu begrenzen. Alternativ bietet sich der Kauf von inflationsindexierten Emissionen an, bei denen der Zins mit der Teuerungsrate steigt oder fällt. Interessant ist die erstmalige  Auflage einer 30-jährigen Emission durch den Bund in diesen Tagen im Volumen von bis zu 2,5 Mrd. Euro.

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