Bankensektor

BNP Paribas – Warum das Verwahrgeschäft so gut läuft

BNP Paribas ist in Deutschland die bestimmende Größe unter den Verwahrstellen.

Albrecht Schirmacher,

In über 11 Jahren hat der Markführer mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 13% pro Jahr den Abstand zu den Mitbewerbern stetig ausgebaut, sagt Thorsten Gommel, CEO Securities Services, BNP Paribas, Deutschland, Österreich, Niederlande & Nordics, ggü. PLATOW. Es ist ein Markt weniger, großer Anbieter. Das in Deutschland verwahrte Vermögen betrug zum Hj. 2023 rd. 2 663 Mrd. Euro. Davon entfielen laut Fondsverband BVI wie bereits im Vj. 68% auf die fünf größten Anbieter – das sind, nach Größe geordnet, Paribas, State Street, HSBC, DZ Bank, J.P. Morgan.

Doch das Geschäft lief schon mal besser. Betrug das verwaltete Vermögen von Paribas Deutschland Ende 2021 noch rd. 735 Mrd. Euro, waren es ein Jahr später noch 612 Mrd. Euro. Zuletzt zeigte der Wachstumspfeil aber wieder in die richtige Richtung. Ende Juni 2023 war der Paribas-Topf mit rd. 631 Mrd. Euro gefüllt, immerhin 2 Mrd Euro mehr als zum Hj. 2022. Das ist deutlich mehr als die zweitplatzierte State Street mit 348 Mrd. Euro. Paribas Deutschland hat zum Juni 2023 den „Marktanteil von 24% beibehalten“, obwohl das Volumen des Gesamtmarktes „bis zur Jahresmitte 2023 um 11% geschrumpft ist“, analysiert Gommel.

Die Marktverkleinerung läge vor allem an Bewertungsrückgängen bei Zinstiteln aufgrund der restriktiven Geldpolitik. Die deutschen Versicherungs- und Pensionskassenkunden hätten aufgrund der langen Laufzeiten ihrer Passivseite „sehr große langfristige Fixed-Income-Anlagen“. Diese haben in den vergangen 18 Monaten eine Wertminderung erfahren, „die sich bei sinkenden Zinsen wieder ausgleichen wird“.

Der Motor für weiteres Wachstum soll das traditionell starke (Spezial-) Wertpapierfonds-Geschäft sein. Er sehe seit dem Zinsanstieg ein wiedererstarktes Interesse an Fixed Income-Anlagen, jedoch auch ein „ungebrochenes Interesse an alternativen Asset-Klassen“, die sich in den vergangenen Jahren als „wirksamer Stabilisator in den Portfolien bewährt haben“, so Gommel. Paribas habe in Deutschland mit dem Wachstumsfonds von Bundesregierung und KfW Capital ein Mandat für einen Beteiligungsfonds für die Finanzierung von Start-ups und mittelständischen Unternehmen gewonnen.

Zuversichtlich für das Verwahrstellengeschäft in Deutschland und darüber hinaus stimmt Gommel die wachsende Bedeutung von ESG-Kriterien auf dem Finanzmarkt (s. PLATOW LEGAL + FINANCE v. 21.12.). Für die Kunden bestehe dabei die größte Herausforderung in der Konsolidierung verschiedener Portfolioelemente, analysiert Gommels.

Kundenportfolios bestünden oft aus vielfältigen Bausteinen, die von mehreren Asset Managern verwaltet werden. Diese nutzen allerdings unterschiedliche ESG-Ansätze und beziehen verschiedene Datenquellen ein. Eine einheitliche Konsolidierung der ESG-Daten wäre für die Finanzunternehmen allerdings von zentraler Bedeutung, um sich einen umfassenden Überblick über die Nachhaltigkeit des eigenen Portfolios zu verschaffen. Erst das erlaube die Entwicklung spezifischer Zielvorgaben, wodurch das Portfolio entsprechend der ESG-Ziele strategisch ausgerichtet werden könne. Die Bedeutung von Verwahrstellen werde daher lt. Gommel „in den kommenden Jahren weiter deutlich zunehmen.“

Die Rolle von Paribas bestehe darin, „die Puzzlestücke sinnvoll zusammenzubringen“. Dabei helfe neben der globalen Ausrichtung des Konzerns mit Assets under Custody und Assets under Administration von rd. 15 Bio. US-Dollar (plus 9% ggü. dem Vj.) die gruppeneigene Manaos-Plattform. Dort können spezifische Datenpakete von verschiedenen Anbietern lizenziert werden, um die für die individuellen Bedürfnisse besten Daten nutzen zu können. Im Ergebnis erlaubt das den Kunden, ESG-Daten für das gesamte Portfolio „zu konsolidieren und zu vereinheitlichen“, erklärt Gommel.

Das hilft beim von den Banken gefürchteten ESG-Reporting, das 2024 noch einmal verschärft wird (s. PLATOW v. 08.12.). Was globale Ausrichtung und Manaos für die Gewinnung von Marktanteilen hierzulande genau bedeuten, wollte Gommel nicht verraten. Paribas sei aber die „mit Abstand größte europäische Bank im Verwahrstellen-Geschäftsfeld“. Der deutsche Markt habe „besonderen Stellenwert“. mv

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