Handelsplatz

Börse surft auf der Weimer-Welle

Mit Theo Weimer und der Deutschen Börse haben sich 2018 zwei gefunden, die lange aufeinander gewartet haben. Der Ex-Chef der UniCredit-Tochter HypoVereinsbank war es leid, trotz guter Ideen ohne Aufstiegsperspektive am Mailänder Gängelband zu laufen. Die Deutsche Börse wiederum brauchte nach der Behäbigkeit unter Reto Francioni und der Aufregung unter Carsten Kengeter dringend einen zupackenden Manager mit klaren Zielen. Die gibt es jetzt, sowohl bei Kosten wie auch beim Ertrag.

Das Frankfurter Parkett und sein Geschäftsführer Theo Weimer sind wie füreinander gemacht.
Das Frankfurter Parkett und sein Geschäftsführer Theo Weimer sind wie füreinander gemacht. © Deutsche Börse AG

Weimer, der mit seinem Blick für Zahlen auch bei der schon mehrfach ausgepressten Zitrone HVB immer noch ein paar Einsparmöglichkeiten gefunden hat, soll bei der Börse intern so harte Ansagen machen wie noch kein CEO vor ihm und wird von den Mitarbeitern dennoch nicht verteufelt. Der Erfolg gibt ihm Recht. Nach einem volatilen und für die Börse deshalb erfreulichen 2018 ist der Start ins neue Jahr trotz widriger Bedingungen mit einem um 8% auf gut 290 Mio. Euro gekletterten bereinigten Gewinn gelungen. Der Ausblick mit 10% Gewinnplus wurde bei Vorlage der Q1-Zahlen am Montag noch einmal bestätigt (s. PLATOW Börse).

Zaubern kann aber auch Weimer nicht. An dem seit Werner Seifert bewährten Geschäftsmodell der Börse hat er klugerweise nur wenig verändert. Neue Ideen (z. B. Blockchain) werden zwar verfolgt, bringen aber noch kein Geld. Mit Zukäufen werden Klassiker wie der Devisenhandel weiter gepäppelt, wobei Weimer bei der vor Kurzem zusammen mit General Atlantic eingefädelten Axioma-Übernahme das Pulver mit einer klugen Deal-Struktur für größere Akquisitionen trocken gehalten hat. Die größten Hoffnungen ruhen auf steigenden Marktanteilen im Euroclearing nach dem Brexit.

Eine der größten Herausforderungen für Weimer wird es sein, den Schwung der Anfangszeit, zu dem auch die neu entdeckte Liebe des Finanzplatzes für die Börse gehört, über die nächsten Jahre mitzunehmen. Der soeben bestätigte Rückzug des zusammen mit Kengeter nach der LSE-Blamage zunächst ebenso in Ungnade gefallenen Oberaufsehers Joachim Faber könnte dabei helfen. Faber dürfte 2020 der bereits im AR sitzende IBM-Topmanager Martin Jetter nachfolgen. Möglich, dass Weimer zusätzlich noch ein paar Ideen für eine weitere Umgestaltung des bereits auf drei Positionen veränderten und inzwischen recht üppig besetzten Vorstands in petto hat.

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