Genossenschaftsbanken

Braucht die neue Frankfurter Volksbank wirklich acht Vorstände?

Die Berliner Volksbank wird aller Voraussicht nach als größte Volksbank Deutschlands im nächsten Jahr abgelöst. Grund ist die geplante Verschmelzung der schon seit langem fusionsfreudigen Frankfurter Volksbank Rhein-Main (per Ende 2022 zweitgrößte dt. Volksbank) mit der deutlich kleineren Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg (rd. 3,3 Mrd. Euro Bilanzsumme).

Claus Jäger, Vorstandssprecher der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, und Eva Wunsch-Weber, Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Rhein-Main
Claus Jäger, Vorstandssprecher der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, und Eva Wunsch-Weber, Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Rhein-Main © Frankfurter Volksbank Rhein-Main

Gemeinsam kommt das neue Institut der Metropolregion Rhein-Main, das Landesgrenzen nicht als Hindernis sieht, auf über 19 Mrd. Euro Bilanzsumme, 39 Mrd. Euro an betreutem Kunndenvolumen, über 315 000 Mitglieder und knapp 2 000 Mitarbeiter.

Sofern die Berliner Volksbank keinen unerwartet hohen Sprung hinlegt (Bilanzsumme Ende 2022: 18,1 Mrd. Euro), werden die Frankfurter künftig an erster Stelle rangieren. Für die Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Hauses, Eva Wunsch-Weber, spielen Rankings aber keine übermäßig große Rolle. Seit ihr Co-Vorstandsvorsitzender Michael Mengler kürzlich in den Ruhestand ging, leitet sie die Volksbank wieder allein. Das wird sich mit der Fusion ändern, wie Wunsch-Weber auf Nachfrage sagte. Sie bleibt Vorstandsvorsitzende, allerdings erhält Claus Jäger, Vorstandssprecher des Aschaffenburger Instituts, die Bezeichnung des Co-Vorstandsvorsitzenden (wie zuvor Mengler). De facto ist also eine Doppelspitze geplant.

Sie sei schon immer ein „Teamplayer“ gewesen, der geplante Zusammenschluss sei zudem ambitioniert und die „wichtigste und größte Fusion in der Historie“ der Frankfurter Volksbank, so Wunsch-Weber. Dass sie als Frau als alleinige  Spitze der größten deutschen Volksbank ein starkes Zeichen setzen könnte, ist ihr wohl bewusst, allerdings auch, dass der Druck von vornherein umso größer wäre. Der Fachkräftemangel sei neben Regulierung, Digitalisierungsvorhaben und dem Thema Nachhaltigkeit elementarer Treiber der Fusion.

Demnach sollen alle Mitarbeiter der zweiten und dritten Führungsebene ein adäquates Angebot erhalten. „Alle werden gebraucht“, betonte Wunsch-Weber. Ebenso sollen alle zusammengerechnet acht Vorstandsmitglieder ihre Position behalten. Freilich will man im Vorfeld niemanden verprellen, doch etwas überbordend wirkt das schon. Die Berliner Volksbank kommt derzeit mit vier Vorständen aus (davon zwei weiblich).

Die Genehmigung der Vertreterversammlungen wird Ende Mai bzw. Ende Juni 2024 erwartet, die Verschmelzung soll rückwirkend zum 1.1.24 erfolgen. Die Aschaffenburger haben gerade erst ihre Fusion mit der Volksbank Waldschaff-Heigenbrücken abgeschlossen, sind also gut geübt. ck

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