Finanzsektor

Bundesbank über geringe Risikovorsorge der Banken alarmiert

Angesichts der drohenden Rezession mit einer womöglich steigenden Zahl an Firmenpleiten intensiviert die Bundesbank ihre Mahnungen an die Banken, verstärkt Vorsorge zu betreiben. „Uns wundert, dass so wenig Risikovorsorge gebildet wird“, monierte der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling bei der Präsentation des Finanzstabilitätsberichts. Bei einigen Instituten sei die Vorsorge zuletzt sogar gesunken.

Die Modelle, mit denen die Banken ihre zukünftigen Kreditrisiken abschätzen, könnten sich als zu optimistisch erweisen, warnt auch Bundesbank-Vize Claudia Buch. Die Banken schieben den Schwarzen Peter jedoch an die Wirtschaftsprüfer weiter, die höhere Risikopuffer angeblich nicht erlauben. Das will Wuermeling allerdings nicht gelten lassen. Die Bilanzierungsvorschriften geben genügend Spielraum für mehr Vorsorge, stellt der oberste Bankenaufseher der Bundesbank fest.

Seit die kräftig steigenden Zinsen bei Deutscher Bank und Commerzbank die Gewinne unerwartet stark wachsen lassen, wittern Institute die Chance, ihre in den vergangenen Jahren arg gebeutelten Aktionäre endlich wieder mit ansehnlichen Ausschüttungen zu beglücken (s. S. 2). Das wollen sich die Banken nicht von einer übermäßig hohen Vorsorge, die den Gewinn drückt, verderben lassen. Keinesfalls soll das mühevoll zurückgewonnene Investorenvertrauen durch gebrochene Dividenden- und Renditeversprechen verspielt werden. Eine Sorge, die durchaus berechtigt ist, drängen die Aufseher doch zunehmend lauter auf eine maßvolle Ausschüttungspolitik, um das Eigenkapital zu schonen.

Dass die Institute ihren Appellen nicht mehr so widerspruchslos wie in der Vergangenheit folgen, haben sich die Aufsichtsbehörden allerdings auch selbst zuzuschreiben. Zu Beginn der Pandemie hatte die Bundesbank mit einem regelrechten Horror-Ausblick vor einer drohenden Insolvenzwelle gewarnt und die Banken damit zu einer extrem üppigen Risikovorsorge getrieben. Der Pleite-Tsunami blieb jedoch aus, weil die Modelle die Wirkung der staatlichen Hilfsprogramme unterschätzt hatten. Um nicht noch einmal einen solchen Glaubwürdigkeitsverlust zu erleiden, publiziert die Bundesbank seither gar keine Insolvenzprognosen mehr. 

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