Causa Varengold – Abschlussprüfer unter Beschuss
Für die unrühmliche Rolle im Fall Wirecard kassierte EY neben einer verhältnismäßig milden Geldbuße auch das zwei Jahre gültige Verbot, neue Prüfmandate bei Unternehmen von öffentlichem Interesse anzunehmen. Der gültige Bescheid steht allerdings noch aus.
Nun ist mit PricewaterhouseCoopers eine weitere Big Four-Gesellschaft ins Visier geraten. Seit Ende Juni ermittelt die APAS, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, wegen möglicher Fehler bei der Kontrolle des Varengold Bank-Jahresabschlusses gegen PwC. Mittlerweile laufen auch gegen einzelne Mitarbeiter „förmliche Berufsaufsichtsverfahren“. Den Varengold-Abschluss 2022 haben die Prüfer, anders als die 2021er-Bilanz, noch nicht testiert.
Das kleine Hamburger Finanzinstitut hatte zuletzt spektakuläre Gewinnsprünge gemeldet, bald darauf marschierte die BaFin für eine Sonderprüfung ein. Inzwischen wacht wegen „gravierender Defizite in der Geldwäscheprävention“ ein Sonderbeauftragter unter anderem darüber, dass die Bank keine Iran-Transaktionen mehr ausführt (s. PLATOW v. 3.8.). Parallel ist Varengold wegen Cum-Ex-Vorwürfen unter Beschuss, im BaFin-Auftrag durchleuchten Anwälte der Kanzlei Hogan Lovells die Geschäfte. Gegen den Mitgründer und Ex-Vorstandschef Yasin Sebastian Qureshi liegt lt. „Handelsblatt“ bereits eine Anklage vor.
Die Ermittlungen gegen PwC dürften Kritikern der bisherigen Aufstellung der großen WP-Gesellschaften Aufwind geben. Weil sie um die Prüfaufträge der Unternehmen konkurrieren und ihre Organisationen parallel auch Beratungsleistungen vermarkten, steht die Unabhängigkeit der WPs für manche schon strukturell infrage. np