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Commerzbank – Die Großsparkasse muss wieder Großbank werden

Die Commerzbank ähnele mehr einer Großsparkasse als einer Großbank, behaupten Lästermäuler bereits seit vielen Jahren. Dass sie ebenso wie die Sparkassen zu den großen Gewinnern der hohen Zinsen zählt, dürfte diesen Eindruck eher noch verstärkt haben.

Der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main, Deutschland
Der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main, Deutschland © AdobeStock

Dabei wäre es für die Commerzbank nach der erfolgreichen Sanierung an der Zeit, wieder mehr Gestaltungswillen zu zeigen, um sich als zweite starke Großbank neben der Deutschen Bank zu etablieren. Das stünde nicht nur Deutschland als größter EU-Volkswirtschaft gut zu Gesicht, auch deutsche Unternehmen wünschen sich eine inländische Alternative zu den Blauen.

Bei dem anstehenden Gespräch zwischen AR-Chef Jens Weidmann und dem noch bis zum 10.9. in Urlaub weilenden Vorstandschef Manfred Knof über dessen mögliche Vertragsverlängerung dürfte auch zur Sprache kommen, mit welchen Ambitionen die Commerzbank in den Rest der Dekade und darüber hinaus gehen will. Doch nicht wenige in der Commerzbank scheinen sich mit dem Status Quo einer auf das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft fokussierten „Deutschland-Sparkasse“ gut abgefunden zu haben.

Tatsächlich ist die Commerzbank ein gebranntes Kind. Die Dresdner Bank hatte sich in ihrem Ehrgeiz, auf Augenhöhe mit der Deutschen Bank zu kommen, mit ihren Investmentbanking-Plänen derart verhoben, dass sie zu Beginn der Finanzkrise mit staatlicher Hilfe von der Commerzbank aufgefangen werden musste. Wohl auch deshalb setzt das Institut vor allem auf organisches Wachstum und eher kleinere Akquisitionen.

Mit dem Aufbau des neuen Bereichs Asset Management und den Beteiligungen an Aquila Capital und Nixdorf Kapital hat Knof immerhin erste Duftmarken gesetzt, um die Angebotspalette der Commerzbank zu erweitern und die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu verringern. Auch bei den Auslandsstützpunkten, von denen mehrere aus Kostengründen geschlossen wurden, hat Knof eine Kehrtwende vollzogen. Im vergangen Oktober eröffnete die Commerzbank eine Repräsentanz in Casablanca, im Dezember soll eine weitere in Vilnius folgen. Die Commerzbank ist traditionell stark in der Außenhandelsfinanzierung für deutsche Unternehmen. Aus dieser Partnerschaft ließe sich viel mehr machen, etwa bei der Finanzierung von Investitionen deutscher Mittelständler im Ausland. fm

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