Commerzbank – Strategieprozess geht in heiße Phase
AR-Chef Jens Weidmann führt derzeit noch die entscheidenden Gespräche, um die Personalie festzuklopfen. Dabei dürfte der ehemalige Bundesbank-Präsident auch den engen Austausch mit der EZB und der BaFin suchen, um ein ähnliches Desaster wie bei dem von der Aufsicht abgelehnten ersten Kandidaten Rüdiger Rass zu vermeiden. Im Fokus der AR-Klausur steht jedoch der strategische Dialog zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Am 8.11. schließlich wird Manfred Knof zusammen mit den Q3-Zahlen und einem Strategie-Update, auf das Investoren und Analysten bereits mit Spannung warten, nach draußen gehen.
Die Commerzbank übt sich diesbezüglich schon seit Monaten im Erwartungsmanagement. Dabei ist das Institut darauf bedacht, die Erwartungen schon im Vorfeld zu dämpfen, um Enttäuschungen über einen nur kleinen Wurf vorzubeugen. Bei dem Update handle es sich nicht um eine strategische Neuausrichtung, sondern vielmehr um eine Fortschreibung und Nachschärfung der aktuellen „Strategie 2024“, heißt es. Nach der erfolgreichen Sanierung und Transformation der Commerzbank muss Knof nun den Weg zu einem nachhaltigen, profitablen Wachstum weisen.
Dass dies kein Selbstläufer wird, zeigt die harsche Börsenreaktion auf einen negativen Analysten-Report aus dem Hause Barclays, der bei der Commerzbank mit Blick auf ein mögliches Abflauen des Zinsüberschusses im nächsten Jahr erhebliche Risiken für die Gewinnerwartungen des Marktes sieht. Knof wird bei seinem Strategie-Update denn auch Antworten liefern müssen, wie die Commerzbank auch ohne den Rückenwind von der Zinsfront ihre Erträge steigern will. Die gute Gewinnentwicklung im 1. Hj. und die im Branchenvergleich starke Kursperfomance der Commerzbank-Aktie (+50% im Vergleich zum Tief im Juli 2022) haben bei den Investoren Begehrlichkeiten geweckt.
Beim Strategie-Update werden sich die Blicke der Investoren wohl vor allem auf Knofs neues Renditeziel richten. Alles unter 10% dürfte vom Markt als bittere Enttäuschung gewertet werden. Noch offen ist auch, wie weit der zeitliche Horizont der neuen Strategie reichen wird. Üblicherweise wählt die Commerzbank einen Zeitraum von drei Jahren. Da die wichtigsten Zielwerte der noch bis Ende 2024 laufenden aktuellen Strategie wohl schon in diesem Jahr erreicht werden, könnte es zu einer „fliegenden Übergabe des Staffelstabs“ kommen, wie es heißt. fm