Investment

Crowdinvesting – Hohes Risiko, aber gutes Feeling

Die Neobank Tomorrow hat es das dritte Mal getan, für das Schokoladen-Startup Nucao ist die geplante Runde im Dezember das zweite Mal: Die Kapitalaufnahme mittels Crowdinvesting. Diese Finanzierungsform glich in den Anfängen klassischem Fremdkapital (Darlehen), hat sich mittlerweile jedoch zum waschechten Eigenkapitalinstrument gewandelt, sagt Gregor Dorfleitner, Professor für Finanzierung an der Universität Regensburg. Tomorrow hat die Genussrechte tokenbasiert ausgegeben, dadurch komme man dem „echten“ Wertpapiercharakter näher. Der Sekundärmarkthandel ist ohne Weiteres möglich.

Crowdinvesting ist für die Geldgeber mit vergleichsweise hohem Risiko verbunden. Meist nutzen es junge Startups, die in der Regel profitabel sind und ihre Finanzen ungern offenlegen. Das steht dem Transparenzgedanken beim Anlegerschutz erstmal entgegen – regulatorisch bewege man sich als Emittent aber im geordneten Rahmen, so Dorfleitner. „Das ist grundsätzlich BaFin-reguliert. Ob das in der Form wie momentan ausreicht, wird sich zeigen“, erklärt der Professor. Neben der Anlagebroschüre müssen die Emittenten ein Basisinformationsblatt sowie Risikohinweise veröffentlichen. Darin nennt Tomorrow immerhin Umsatz (Jan. bis Aug. 2022: 2,9 Mio. Euro) und Ergebnis (-12,6 Mio. Euro).

Dabei stehen hinter Nucao mit Nico Rosberg, Michael Durach (Develey-CEO) sowie hinter Tomorrow mit Model Toni Garrn prominente Angel-Investoren. Mit deren Deckung könnten die Startups genauso gut bei VC-Fonds klappern gehen. Doch sie setzen bewusst auf die Bindung mit der „Community“, also Endkunden. Wie es um deren finanzielle Bildung steht, ist scheinbar zweitrangig. Und: Tomorrow will jemanden aus der Community, der zumindest Wirtschafts- und Englischkenntnisse haben soll, in den Beirat holen. Die BaFin dürfte da aber noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Das Verlustrisiko sei Anlegern aber gar nicht so wichtig, sagt Dorfleitner, stattdessen stehe der Nachhaltigkeits- bzw. Impact-Gedanke im Vordergrund. Manche setzten das Investment mit einer Spende gleich. Zwischen vermeintlichen Wohltätern und knallharten Kapitalisten verläuft oft ein schmaler Grat. Der Skandal um FTX-Gründer Sam Bankman-Fried etwa hat gezeigt, dass man beides besser nicht vermischt.

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