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Deutsche Bank – Wie Sewing seine Macht absichert

Kommunikativ war der jüngst verkündete Vorstandsumbau bei der Deutschen Bank eine Meisterleistung. Offiziell wird das Revirement mit der Notwendigkeit begründet, den Fokus des Managementteams stärker auf die vier Geschäftsbereiche zu legen, um die Bank nach der Rückkehr in die Gewinnzone im vergangenen Jahr nun zu nachhaltiger Profitabilität zu führen.

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© Deutsche Bank AG

Doch mindestens genauso wichtig war es der Deutschen Bank, mit dem umfassenden Führungsumbau die von der Bankenaufsicht erzwungene Teil-Entmachtung von Vorstandschef Christian Sewing zu kaschieren. Deshalb sah sich der Aufsichtsrat auch veranlasst, Sewings Vertrag demonstrativ bis April 2026 zu verlängern. EZB und BaFin ist Sewings Doppelrolle als Vorstandschef und Investmentbanking-Vorstand schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Verfügt Sewing damit doch über eine Machtfülle, wie sie nicht einmal Josef Ackermann in seinen vermeintlich besten Jahren in Händen hielt.

Sewing nutzte diese Macht, um das Investmentbanking, das lange wie ein Staat im Staate agierte, kräftig einzudampfen und die Vorherrschaft der Investmentbanker in der Deutschen Bank zu brechen. Doch seit sich das Kapitalmarktgeschäft wieder zum wichtigsten Ergebnisbringer gemausert hat, wächst auch das Selbstbewusstsein der zuvor arg gezausten Investmentbanker. Das mag auch der Grund dafür sein, dass mit dem bisherigen Transformationsvorstand Fabrizio Campelli ein Manager neuer Investmentbanking-Vorstand werden soll, der bislang kaum praktische Kapitalmarkterfahrung vorweisen kann.

Dabei hätte mit CFO James von Moltke durchaus ein gelernter Investmentbanker für den Posten zur Verfügung gestanden. Allerdings sollen von Moltke und Sewing nicht besonders gut harmonieren. Offensichtlich wollte Sewing verhindern, dass ihm im Vorstand ein mächtiger Rivale erwächst, der das angestrebte Gleichgewicht zwischen den traditionellen Banksparten und dem Investmentbanking wieder zugunsten des Kapitalmarktgeschäfts verschiebt. Campelli dürfte denn auch vor allem die Aufgabe haben, die machtbewussten Investmentbanker im Zaum zu halten.

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