Deutsche Börse – Faber sucht nach elegantem Ausstieg für Kengeter
Am Finanzplatz Frankfurt mehren sich die Zeichen, dass die Tage von Carsten Kengeter an der Spitze der Deutschen Börse gezählt sind. Angeblich soll Aufsichtsratschef Joachim Faber bereits an einer Lösung arbeiten, die Kengeter einen gesichtswahrenden Abschied von seinem Posten ermöglichen würde.
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Gerne hätte Faber den Börsenchef im Amt gehalten. Holte Faber den ehemaligen Investmentbanker doch als großen Hoffnungsträger, der die Deutsche Börse wieder an die Weltspitze führen sollte, nach Eschborn. Auch das umstrittene Aktien-Bonusprogramm, das Kengeter den Vorwurf des Insiderhandels einbrockte, hatte Faber dem Börsenchef offeriert. Zudem kann sich Kengeter trotz der gescheiterten Fusion mit der Londoner LSE wichtige Erfolge wie den Erwerb der Devisenhandelsplattform 360T ans Revers heften.
Doch spätestens seit der verunglückten Ad hoc-Meldung über ein vermeintliches Angebot der Staatsanwaltschaft, Kengeter vom Kanthaken zu lassen und der Deutschen Börse eine Geldbuße von insgesamt 10,5 Mio. Euro aufzubrummen, soll Faber zu der Erkenntnis gekommen sein, dass der Börsenchef nicht mehr zu halten ist. Tatsächlich beeinträchtigen nicht nur die staatsanwaltschaftlichen Insider-Ermittlungen sowie die Zuverlässigkeitsprüfungen der hessischen Börsenaufsicht und der BaFin gegen Kengeter die Handlungsfähigkeit der Deutschen Börse. Auch bei den Frankfurter Banken hat Kengeter viel Vertrauen verspielt und die Stimmung der Belegschaft soll auf einem Tiefpunkt sein. Vor diesem Hintergrund erscheint es denn auch nur sehr schwer möglich, dass Kengeter der Börse neue Impulse geben und das zerrüttete Verhältnis zu den Aufsichtsbehörden reparieren kann.
Um den Eindruck zu vermeiden, Kengeters Abschied stehe im Zusammenhang mit den Insider-Ermittlungen, könnte Faber dem Börsenchef, der noch bis März 2018 bestellt ist, einen neuen Vertrag mit einer geringeren Laufzeit als die üblichen fünf Jahre anbieten, den Kengeter dann als unzureichend ablehnt. Als Nachfolger stünde Börsen-CFO Gregor Pottmeyer bereit. Eine freiwillige Demission Kengeters dürfte es auch der Staatsanwaltschaft erleichtern, den Insiderverdacht nach einer Schamfrist fallen zu lassen. Ob es Faber gelingt, den Führungswechsel elegant über die Bühne zu bringen, dürfte auch über seine Zukunft als AR-Chef entscheiden.
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