Deutsche zählen zu den stärksten Bargeld-Nutzern
Innerhalb der Euro-Zone gibt es große Unterschiede bei der Nutzung von Bargeld und den gesetzlichen Regelungen hierfür. Laut der aktuellsten Erhebung der EZB tätigten die Bürger in der Euro-Zone 2022 rund 59% ihrer Zahlungen an der Kasse in bar. Drei Jahre zuvor lag der Wert noch bei 72%. Dabei gibt es zwischen den Ländern große Unterschiede. Die Deutschen gehören neben den Österreichern, Maltesern und Italienern zu den größten Bargeld-Fans. Dagegen wickeln Finnen und Niederländer den Großteil der Zahlungen an der Kasse per Karte ab.
Unterschiede gibt es auch bei der Summe an Bargeld, den die Europäer im Portmonnaie mitführen. In Deutschland sind es im Schnitt 100 Euro, in Österreich sogar 121 Euro. Dagegen begnügen sich die Niederländer im Schnitt mit 46 Euro.Bei den Regeln gehen heute schon mehrere Länder deutlich über die EU-weite Bargeldobergrenze von 10.000 Euro hinaus. In Frankreich und Spanien gilt ein Limit von 1.000 Euro, in Belgien und den Niederlanden sind es 3.000 Euro.
Dagegen ist Deutschland eines der wenigen Länder in denen es bisher keine Einschränkungen gab. Käufer mussten sich bislang nur ausweisen, wenn sie mehr als 10.000 Euro in bar zahlen wollten. Der Rückgang der Bargeld-Nutzung im Euro-Raum ist ein Argument der EZB für die mögliche Einführung eines digitalen Euro. In den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde soll dieser „eine digitale Form des Bargelds“ sein, die „für alle digitalen Zahlungen gebührenfrei verwendet werden kann und die höchsten Datenschutzstandards erfüllt.“
Dabei zeichnet sich ab, dass sich einige Ziele, die mit dem digitalen Euro angestrebt werden, nur schwer unter einen Hut bringen lassen. So will die EZB die Privatsphäre schützen. Dies würde eigentlich für anonyme Zahlungen sprechen. Auf der anderen Seite geht es ihr auch darum, den Kampf gegen Geldwäsche zu unterstützen. Zudem haben Vertreter der Notenbank betont, dass der digitale Euro keine Konkurrenz zur Privatwirtschaft darstellen soll.
Die Befürworter des Projekts argumentieren aber, dass Europa den digitalen Euro brauche, um im Zahlungsverkehr mit großen US-Konzernen wie Apple und Google mitzuhalten. Laut EZB soll der digitale Euro lediglich eine Ergänzung des Bargelds sein. Ob überhaupt viele Leute bereit wären, von Bargeld zum digitalen Euro zu wechseln, ist offen. jam