Geldpolitik

Die Börse bedankt sich bei Draghi

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Viel harsche Kritik aus Deutschland musste EZB-Präsident Mario Draghi für sein mehr als 1,1 Billionen Euro schweres Anleihenkaufprogramm einstecken. Insbesondere Wirtschaftsprofessoren, Banker und Versicherungsvertreter wettern gegen die gewaltige Geldschwemme aus Frankfurt. An der Börse wurde Draghi hingegen regelrecht gefeiert, lieferte der EZB-Präsident den Investoren doch ein noch größeres Geschenk als sie sich erhofft hatten. Am Tag nach dem EZB-Paukenschlag schnellte der DAX zeitweise auf ein Allzeithoch von 10 704 Punkten, während der Euro in der Spitze auf 1,115 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2003 absackte. Von der Euro-Schwäche profitierten vor allem die Autowerte BMW, Daimler und VW, deren Absatzchancen auf dem wichtigen US-Markt gestiegen sind. Leicht getrübt wurde die Party-
laune der Börsianer am Freitag lediglich von den griechischen Parlamentswahlen am Sonntag.

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Das unerwartet große Volumen des Ankaufprogramms sowie die lange Laufzeit bis Ende September 2016 gibt den Börsianern die Gewissheit, dass die EZB die Zinsen noch geraume Zeit am Boden halten wird, selbst wenn die US-Notenbank im Laufe des Jahres die Zinswende in Amerika einläuten sollte. Mit der faktischen Abschaffung des Zinses in Europa hat die EZB die Anlage in Aktien endgültig alternativlos gemacht. Selbst hartgesottenen Sparbuch-Investoren dämmert nun, dass mit klassischen Zinsanlagen auf absehbare Zeit keine Rendite zu erzielen ist.

Bei deutschen Privatanlegern steht die Aktie gleichwohl weithin im Ruf einer besonders riskanten Geldanlage. Daran ist nicht zuletzt der Crash des Neuen Markts nach dem Platzen der Internet-Blase zu Beginn des Jahrtausends schuld, an dem sich viele Privatanleger die Finger verbrannten. Seither sind sämtliche Versuche, in Deutschland eine bessere Aktienkultur zu schaffen kläglich gescheitert. Der Aktien-Boom ist an den Privatanlegern denn auch bisher vorbei gegangen. Dabei ist die größte Gefahr bei Aktien das Zuspätkommen.

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