Drama um Nachfolge an einer Sparkassenspitze in NRW
In NRW ereignet sich dieser Tage ein Besetzungskrimi für die langfristige Regelung des Vorstandsvorsitzes der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel. Nach dem Rauswurf des ehem. Vorstandschefs Michael Lindermann folgte zwar sein Vize Christoph Terkuhlen in das Amt. Terkuhlens Vertrag läuft aber nur bis Ende März 2025, bevor er altersbedingt ausscheidet. Die Sparkasse will die Nachfolge allerdings langfristig regeln.
Im regulären Bewerbungsverfahren konnte niemand geeignetes gefunden werden, heißt es. Deswegen soll der CDU-Mann Oliver Flüshöh, zuvor im Verwaltungsrat der Sparkasse, 2025 das Ruder übernehmen. Er legte dafür bereits seinen Vorsitz im Risiko- und Hauptausschuss nieder und wurde im Frühjahr zum Generalbevollmächtigten ernannt. Die Besetzung rief heftigen Widerstand der Oppositionsparteien (FDP, Die Linke) hervor, die das Institut bezichtigten, die Besetzung auf Basis persönlicher Vorlieben entschieden zu haben, und dass Flüshöh die Eignung fehle, da er nie Führungspositionen in einer Bank bekleidet habe.
Die Sparkassenvorstände entgegneten in einem offenen Brief an eine Lokalzeitung Ende Juli, dass Flüshöh 15 Jahre lang „zuverlässig gute und engagierte Arbeit“ in den Sparkassengremien geleistet habe und „tief in den Themen der Schwelmer Wirtschaft und Stadtgesellschaft“ verankert sei. Trotz des heftigen Widerstands habe der Plan, dass Flüshöh Terkuhlens Nachfolge antritt, Bestand, sagt uns Hans-Werner Kick, VR-Vorsitzender der 2021 fusionierten Sparkasse. Der genaue zeitliche Ablauf sei Gegenstand weiterer gremieninterner Abstimmungsprozesse.
Bzgl. der noch mangelnden Eignung Flüshöhs gemäß KWG hatte sich die Sparkasse nach eigener Aussage mit der BaFin in Verbindung gesetzt. Die Aufsicht hat dem Institut daraufhin signalisiert, dass eine Ausbildungszeit von drei Jahren von ihr präferiert wird. „Zu den entscheidenden Schritten bei der Umsetzung werden wir weiterhin den Austausch mit der BaFin suchen“, beteuert Kick.
Der Wechsel vom VR in den Vorstand ist bei deutschen Sparkassen, wenn überhaupt, nur seltene Ausnahme. Flüshöh hat immerhin eine Banklehre abgeschlossen und ist studierter Jurist. Eine Möglichkeit wäre, dass Terkuhlen ein Jahr länger als geplant im Amt bleibt, wenn die BaFin-Freigabe somit wahrscheinlicher wird. Dass die externe Bewerbersuche derart erfolglos blieb, lässt dennoch aufhorchen. ck