Regulierung

EZB heizt Banken mit Klimastresstest ein

Bevor die Ergebnisse des ersten EZB-Klimastresstests bekanntgegeben wurden, zeigte sich die Branche noch demonstrativ entspannt. Man rechne mit „unauffälligen“ Ergebnissen, erklärte der BdB, ähnlich wie zuvor schon in Großbritannien beim dortigen Klimastresstest. Das EZB-Fazit klang dann etwas anders: Die meisten Banken, bemängelten die Aufseher, könnten "keinen robusten Rahmen für Klimastresstests und nicht genügend einschlägige Daten" vorweisen.

Viel Energie hatten die Institute vorab in das Thema Eigenkapital investiert, obwohl die EZB von vornherein erklärt hatte, der Test werde „keine direkten Auswirkungen auf das Kapital der Banken“ haben. Der BdB fühlte sich Anfang Juli, kurz vor Bekanntgabe der Stresstest-Resultate, abermals zu dem Appell veranlasst, die Aufsicht möge „aus dem ‚Lernpfad Klimastresstest‘ wichtige Daten, aber keine Kapitalanforderung“ ableiten, schließlich seien die Banken künftig gerade als Finanzierer der grünen Transformation gefragt.

Kapitalanforderungen (noch) kein Thema

Um die Eigenkapitalfrage geht es dabei erst einmal gar nicht, erklärt Frederik Winter, Aufsichtsrechtspartner bei Linklaters. Stattdessen wollte die EZB „verstehen, wie genau die Banken damit umgehen, dass der Klimawandel bestimmte Risiken für ihr Geschäftsmodell generiert.“ Nicht umsonst war der Entwicklungsstand der bankeninternen Risikomanagement-Modelle einer von drei Hauptteilen des Stresstests, neben dem Benchmarking anhand einheitlicher Risiko-Metriken und der individuellen Belastungssimulation für jedes Institut.

Von den bankinternen Vorkehrungen zeigten sich die Aufseher unter dem Strich wenig begeistert: 60% der Banken hätten noch gar keinen Rahmen für Klimastresstests, nur 20% berücksichtigten Klimarisiken bei der Kreditvergabe. Wenige Großunternehmen aus emissionsintensiven Branchen stünden für einen überproportionalen Teil der Bankenerträge, die Erhebung von Risikodaten stecke noch in den Kinderschuhen.

Nachholbedarf beim Risikomanagement

Muss sich die Wirtschaft schnell und ungeordnet an Klimaveränderungen anpassen, folgen daraus sehr viel höhere Risiken für die Banken als bei einer langfristigen, gut vorbereiteten Transformation. Die Simulationen, die immerhin 41 der 104 untersuchten Banken eingereicht hatten, stellten die EZB allerdings nicht zufrieden: Die dort errechneten 70 Mrd. Euro Schaden für das kurzfristige Szenario bildeten allenfalls einen „Bruchteil“ der tatsächlichen Risiken ab, heißt es im Abschlussbericht.

Dass aus dem ersten Testdurchlauf keine Kapitalanforderungen folgen, bedeutet keineswegs, dass die Aufseher nur eine akademische Trockenübung veranstalten. „Die EZB nimmt ausdrücklich Bezug auf den aufsichtlichen Überprüfungsprozess (SREP) und wird bei der Beurteilung des individuellen Risikoprofils einer Bank in Zukunft sicher auch Klimarisiken berücksichtigen. Je nach Einzelfall kann das gegebenenfalls zur Folge haben, dass die EZB bankindividuelle Eigenkapitalaufschläge anordnet“, erklärt Linklaters-Partner Winter. Entspannen sollte sich die Branche lieber nicht zu früh.

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