EZB kritisiert Bilanzkosmetik der Banken
„Einige Banken reduzieren bestimmte Bilanzpositionen um den Berichtstermin herum und weiten sie unmittelbar danach wieder aus,“ heißt es darin. Diese Art der „Verschönerung“ der Bilanzen untergrabe die Bankenregulierung. Besonders verbreitet ist das Vorgehen demnach, wenn es um Verschuldungsquoten und das Ranking zur Einordnung als global systemrelevante Bank (G-SIB) geht.
Fällt ein Institut in diese Kategorie, so unterliegt es strengeren Eigenkapitalanforderungen. Drücken Banken die relevanten Risikoindikatoren am Ende eines Jahres, müssen sie weniger Kapital vorhalten. Ein beliebtes Mittel, um die Bilanz aufzuhübschen, sind Änderungen beim Umfang der Repo-Geschäfte. Dabei handelt es sich um kurzfristige besicherte Kredite, die täglich zwischen Finanzinstituten gehandelt werden. Die Institute können das Repo-Volumen wegen der kurzen Laufzeiten relativ leicht um die Berichtstermine herum reduzieren.
Die EZB-Studie liefert Belege, das genau dies passiert. Um den Zusammenhang zu untersuchen haben die Experten der Notenbank 23 europäische Banken in der Zeit von 2014 bis 2023 analysiert. Das Ergebnis: Das Repo-Volumen dort schrumpfte zum Jahresende gegenüber dem dritten Quartal um mehr als 20%. Theoretisch kann es dafür saisonale Gründe geben. Das halten die EZB-Ökonomen aber für sehr unwahrscheinlich. Sie führen das Muster auf Bilanzkosmetik zurück. Dabei sehen sie zwei Probleme.
Zum einen konnten die Institute so ihre Eigenkapitalanforderungen künstlich senken und zum Teil sogar der Einstufung als global systemrelevante Bank entgehen. Zum anderen sehen die Experten hierdurch eine Wettbewerbsverzerrung zwischen den Banken, die dies unterschiedlich handhaben. Zuletzt haben Politik und Aufsicht reagiert. So hat die EU die Meldevorschriften für die Verschuldungsquote verschärft. Was das bewirkt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. jam