EZB – Von Falken, Tauben und Drosseln
Der Anstieg kommt für die Zentralbank nicht unerwartet, aber durchaus ungelegen. Denn am Donnerstag entscheidet der EZB-Rat auch über eine mögliche Verlängerung des im zweiten Quartal deutlich erhöhten Ankauftempos im Rahmen des Pandemie-Notkaufprogramms PEPP. Insbesondere in Deutschland werden bereits Stimmen laut, die sich angesichts steigender Teuerungsraten und einer zunehmend an Schwung gewinnenden Konjunktur für ein baldiges Drosseln der EZB-Anleihekäufe aussprechen. Wenn die Geldpolitik zu lange so locker bleibe, könnten sich temporäre Preiseffekte verfestigen, warnt der Wirtschaftsweise Volker Wieland. Bayerns Finanzminister Albert Füracker fordert gar ein schnelles Ende der Nullzinspolitik.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte das wohl schon geahnt und das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel vorgeschickt, um vor einer verfrühten Rücknahme der fiskalischen und geldpolitischen Unterstützung zu warnen. Zuvor hatte bereits Schnabels italienischer Amtskollege Fabio Panetta zu Protokoll gegeben, dass aus seiner Sicht die aktuellen Bedingungen eine Drosselung der Ankaufsgeschwindigkeit nicht rechtfertigen würden. Doch angesichts des kräftigen Preisauftriebs drohen den im EZB-Rat tonangebenden geldpolitischen Tauben allmählich die Argumente auszugehen, während die sogenannten Falken um Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und den niederländischen Notenbank-Chef Klaas Knot Morgenluft wittern.
Frische Munition erhoffen sich die Tauben von den neuen Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte, die auf der Ratssitzung präsentiert werden. Dabei müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Daten nicht ein spürbares Abflauen der Inflation 2022 signalisieren. So spricht viel dafür, dass die EZB ihr erhöhtes PEPP-Ankaufstempo auch im dritten Quartal beibehält.